Beate Eickhoff
Thomas Rentmeister
Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach,12.2. – 28.5.1995
Die Arbeiten von Thomas Rentmeister sind Skulpturen in einem fast klassischen Sinne. Kennzeichnend ist ihr Anthropomorphismus, der den meisten, selbst den abstrakten Plastiken des 20. Jahrhunderts noch zugrunde liegt. Sie setzen dieselben Wahrnehmungsmechanismen in Gang, die einsetzen, wenn man einem Menschen begegnet. Noch bevor eine bewußte begriffliche Erfassung einsetzen kann, fühlt man die Skulpturen vom eigenen Körper ausgehend, man erkennt verwandte Formen und assoziiert menschliche Gefühle.
Nach einem aus der freien Hand geformten Gipsmodell gießt Thomas Rentmeister sie in Polyester und poliert die Aussenschicht hochglänzend. Ihr Aussehen macht eine Benennung schwierig: Sie ähneln überdimensionalen Sekrettropfen, Hauben oder Blasen. Formvollendet und harmonisch ausgewogen, wölben sich diese Skulpturenkörper in weichen fließenden Rundungen. Die maximalste Schwellung oder Dehnung scheint erreicht, die Oberfläche steht unter einer lebendigen Spannung. Doch das zur Schau gestellte Volumen täuscht, innen sind die Körper hohl. Die zwar jeweils in sich geschlossen wirkende, aber assymetrische Ausbildung der einzelnen Form verhindert, daß man ihrer optisch zu schnell habhaft werden könnte. Der beschreibenden Definition entziehen sie sich zudem dadurch, daß sie den Eindruck erwecken, wachsen und sich bewegen zu können.
Die vier Skulpturen der Ausstellung in Mönchengladbach wenden sich alle in eine Richtung. Die eine kauernd, die andere aufgerichtet, die dritte vollkommen in sich ruhend, scheinen sie nur für den Moment, da sie betrachtet werden, innezuhalten. Man kann sie nicht plazieren wie Objekte einer Ausstellung, vielmehr übernehmen sie selbst die Herrschaft über den Raum, indem sie ihn wie fremde außerirdische Wesen erkunden. Trotz ihrer starken körperlichen…