Hiob” von Thomas Lehnerer (geboren 1955) ist eine Installation, die in Bedeutung und Philosophie auf den Menschen, sein Schicksal und den am Ort herrschenden Genius loci abzielt. Neben der biblischen Vorlage, auf die die Installation im Titel verweist, sind zudem die Darstellung und Bewahrung des bildnerischen Mediums ein zentrales Anliegen. Beides gründet im Denken eines Künstlers, der zugleich Philosoph ist. (Thomas Lehnerer habilitierte sich an der Bergischen Universität Gesamthochschule Wuppertal mit seiner Schrift “Methode der Kunst”.) Im Mittelpunkt seiner Intention steht die Verbildlichung komplexer, nicht sichtbarer Sachverhalte von existentieller Brisanz und Aktualität. Theorie und Praxis gehen dabei ein dialogisches Verhältnis zueinander ein. Es bewirkt Neugier und Interesse auch eben aufgrund seiner künstlerisch-wissenschaftlichen Offenheit, die im Falle des “Hiob” eine bildnerische Darstellung der Union von Kunst, Theologie und Philosophie zu leisten versucht.
Vor diesem Hintergrund sind Werke von Thomas Lehnerer eher als konstruktive Beiträge denn als endgültig formulierte Antworten auf das gestellte Problem einer Übersetzung zwischen Text/Inhalt, Bild und Bedeutung zu sehen. In der Essener Installation “Hiob” hat dies den kontemplativen Charakter stiller Präsenz.
Die kleine auf einem hohen Sockel präsentierte Bronzefigur des Hiob läßt in ihrer porösen, schrundig gestalteten Oberflächentextur Spuren der Bearbeitung und nach dem Bronzeguß zugefügte Hammerschläge erkennen. Im hierdurch entstehenden wechselvollen Licht-Schattenspiel der Buckel und Höhlungen, die an Formvorstellungen von Auguste Rodin und Alberto Giacometti erinnern, ist jedoch nicht allein eine Dynamisierung der wesentlich statischen und in sich ruhenden Tektonik der Figur angezeigt. Wohl aber ist darin auch eine Verletzung der Körperhülle unmittelbar, die das plastische Bild als Träger…