Sigrid Feeser
Thomas Hirschhorn
»It’s Burning Everywhere«
Kunsthalle Mannheim, 12.3. – 13.6.2011
It’s Burning Everywhere“: Schon der Titel der ausufernden Materialcollage klingt wie eine Drohung. Wohin sich wenden, wenn die Brände schon überall lodern? Ist es der Beginn der Apokalypse, sind es die alltäglichen Katastrophen, von denen die japanische nur eine vorläufig letzte, wenn auch jedes Vorstellungsvermögen sprengende ist, und – das ist keine billige Voraussage – es bis auf weiteres auch bleiben wird. In Mannheim betreten wir eine Welt im Zustand ihrer Vermüllung. Ein zwanzig Meter langer Baumstamm teilt den Raum in der Diagonalen. Gekappte und entlaubte Äste stoßen wie sinnlose Stacheln in die Luft. Vorbei an Batterien von Kanistern und Wasserflaschen schlängelt sich ein schmaler Weg durch das hochexplosive Ensemble und wieder zurück zum Eingang. Mancher merkt erst jetzt, dass er an Bacons „Schreiendem Papst“, Germaine Richiers „Gottesanbeterin“ und einem kleinen Platz-Ensemble von Giacometti vorbeimusste, um die Ausstellung zu betreten. Die drei Werke sind historischer Vorspann und Kommentar zugleich: Da siehst Du, wohin es die Kunst und die Welt gebracht haben.
Hirschhorn wäre nicht Hirschhorn, hätte er seine aus poveren Materialien zusammengetackerte Assoziationslandschaft nicht mit Fallen, Nah- und Fernverweisen, Schockeinlagen und Bedeutungen versehen. Die erste Falle: Der Baum ist kein Baum, sondern ein Dummy aus bemalter Pappe. Auch der die Wände hochkriechende Holzfußboden ist kein Holz, nur Holzoptik. Baumscheiben (diesmal echte) liegen herum, „WAR“ oder „PEACE“ steht drauf geschrieben. Über den Inhalt der Flaschen und Kanister ließe sich sinnieren, die Frage, ob Hirschhorn Brandbeschleuniger drin…