THOMAS HIRSCHHORN
PREKÄRE SITUATIONEN – REALE KONFRONTATIONEN
VON IRIS MICKEIN
Thomas Hirschhorn (geboren 1957 in Bern, seit 1984 in Paris lebend) verachtet Rahmen. Die hinter Glas abgeschlossene Kunstwelt ist ihm zu distanziert und fernab vom Realen. Er sucht die Konfrontation und seine Arbeiten stehen daher stets ungeschützt, ungerahmt, oft im öffentlichen Raum. Seine skulpturalen Collagen sind fragile Konstruktionen, hergestellt aus alltäglichen Materialien – Alufolie, Klebeband, Plastik, Sperrholz, Pappe, angereichert mit Bildern aus Zeitungen und Zeitschriften sowie philosophischen Texten. Hirschhorns Arbeiten sind häufig als architektonische Gebilde oder informelle Altäre gestaltet und bieten in ihrer dichten Text- und Bildflut eine überwältigende Fülle an philosophischen, politischen und kulturellen Referenzen. Anlässlich seiner ersten Ausstellung in der Barbara Gladstone Gallery in New York im November 2002 erschien ein “Short Guide into the Work of Thomas Hirschhorn”1 und damit ein erster zusammenfassender Überblick über sein Ouvre, von den Straßenaktionen in den frühen Neunzigerjahren über den Beitrag zur Biennale in Venedig 1999 bis zu seinem “Bataille Monument” auf der Documenta 11 vergangenen Sommer in Kassel. Kennzeichnenderweise ist dieser Kurzführer keine schicke Broschüre, sondern ein ausdrücklich billig und selbstgemachtes Heftchen. Trotz seinem Aufstieg in die internationale Kunstliga ist Hirschhorn seiner anti-ästhetischen Agenda treu geblieben: “Energie ja, Qualität nein.”2 Der “Short Guide” dokumentiert ihn als einen Künstler von spannungsreichen Situationen. Er selbst hat immer wieder betont, dass er durch Konfrontation zum Dialog kommen will und schon in seinen frühsten Pariser Straßenaktionen demonstriert er seine Bereitschaft zu provozierenden Begegnungen und “prekären” Situationen.
PARTIZIPATION
Hirschhorn hat mit seiner Kunst von Anfang an im realen Kontext…