PETER HERBSTREUTH
Thomas Hirschhorn
“Doppelgarage”
Galerie Arndt + Partner, Berlin, 14.12.2002 – 20.2.2003
Gegen den Reduktionismus setzte er die Devise ‘Mehr ist mehr’. “Mehr Geld ist mehr Geld und mehr Arbeitslose sind mehr Arbeitslose.” Mit Verbindungen zu vier Galerien in Berlin, Paris, London und New York kann der 1957 in der Schweiz geborene und in Paris lebende Thomas Hirschhorn nun die Meriten für das energiestiftende “Bataille-Monument” während der documenta XI weiträumig einfahren. Die Installationen “Doppelgarage” und “Neighbours” bekräftigen seine Anstrengungen, der rituellen Rebellion eine Chance im Kunstgebiet zu geben. Auch die jüngsten Werke sind Eruptionen eines Empörten, der nicht nur etwas zu zeigen, sondern auch zu sagen hat. Bild und Wort verbünden sich zu einem Raum im Kampfeszustand.
In Kassel gelang ihm die Neudefinition des Monuments im Anschluss an Joseph Beuys’ ‘Honigpumpe’: ein Bekenntnis zu den Konflikten der Zeit und ihren demokratischen Idealen in kapitalistischen Gesellschaften. Ein lokaler Bezug war die Basis, eine wuchernde Werkstatt permanenter Produktion der komplexe Aufbau; beides strahlte auf den realen und den medialen Raum aus: Baracken für eine Gegenöffentlichkeit aus der Vorstadt. Hirschhorn, der unermüdliche Arbeiter, hatte sich zwar hin und wieder verhoben (etwa zur Venedig-Biennale 1999). Doch als Nachklang blieb bei allen Werken und Aktionen der unbedingte Wille spürbar, dass der Kunstbetrieb nicht geölt, sondern verstört und an seine unausgeschöpften Möglichkeiten erinnert werden muss. Da seine documenta-Arbeit zu den wenigen gehört, die im Gedächtnis blieben, brachte ihn der Erfolg in eine prekäre Lage. Vorläufig werden alle weiteren Arbeiten auf diese Zäsur bezogen. Wie bei Gregor Schneiders geglückte…