Peter Funken
Thomas Hirschhorn
»Das Bernsteinzimmer« (»The amber-room«)
Galerie Arndt & Partner, Berlin, 23.1. – 20.3.1999
Mit dem “Bernsteinzimmer” hat Thomas Hirschhorn (*1957) eine Installation geschaffen, die voller Anspielungen auf Gegenwart und Vergangenheit ist. In seiner neuen, vielteiligen Arbeit setzt sich der Künstler mit den Themen von Krieg und Gewalt, Schönheit, Mode und Moral auseinander. Verbunden sind diese, auf den ersten Blick so gegensätzlichen Bereiche, durch die Anmaßungen und brutalen Eingriffe eines allgegenwärtigen, fast allmächtigen Kapitalismus.
Hirschhorn teilt den Galerieraum in zwei Hälften, von denen die eine für die Besucher begehbar ist, die andere hinter einer Acrylglasfront unzugänglich bleibt, wobei es aber zahlreiche Verbindungsstränge zwischen beiden Kompartimenten gibt. Hinter der Glasfront, die von weißem Neonlicht beleuchtet wird, befindet sich ein roher, trotzdem subtiler Nachbau des rätselhaften, verschwundenen Bernsteinzimmers, sowie es bekannt – oder besser unbekannt – ist, denn von dem prunkvoll mit Intarsien geschmückten Raum existieren heute nur noch zwei Schwarzweiß-Fotografien, die Hirschhorn als Vorlagen für seine Installation verwendet hat.
Das Bernsteinzimmer wurde Anfang des 18. Jahrhunderts in Königsberg als Geschenk des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. für Zar Peter den Großen angefertigt. 1717 im Schloß Zarskoje Selo bei Petersburg installiert, raubte es die Wehrmacht 1941 und brachte es ins Königsberger Schloß. Hier verlieren sich die Spuren: Man geht davon aus, daß das barocke Kunstwerk entweder in einem nicht bekannten Salzbergwerk gelagert wurde, oder – und Hirschhorn präferiert diese Theorie – beim Schiffstransport unauffindbar in der Ostsee versank.
Hirschhorn hat Elemente des Zimmers aus Pappe nachgebaut, die er in dünne, graue Plastikfolie, aus der Müllsäcke gefertigt…