Markus Brüderlin
Thomas Grünfeld
Galerie Krinzinger, 4.11.-23.12.1988
Was bedeutet es, wenn ein Künstler das Plakat und die Front des Kataloges seiner Ausstellung mit dem Signet einer Zigarettenmarke ziert? Thomas Grünfeld warb effektvoll mit einer “Zielscheibe” mit heißrotem Mittelpunkt und cooler goldschwarz gerahmter Peripherie für seine erste Personale in Österreich. Das Logo entlehnte er sich bei einer amerikanischen Filterzigarette, ließ allerdings den Namenszug weg und spekulierte so mit dem Bekanntheitsgrad der klimatischen Heraldik dieser Ware. War es also eine europäische Variante der sog. ‘Corporate Art’, der Identifizierung von ästhetischer Strategie mit dem visuellen Profil eines Konsumproduktes, also dem vollendeten Zusammenschluß von Kunst und Kommerz, oder war es einfach nur ‘found raising’? (Unter den Sponsorenlogos im Katalog prangte auch eines der österreichischen Monopoltabakfirma!)
Jedenfalls diffundierte auch ein Hauch von Zigarettenrauch durch die ökonomische Hülle in das Innere der eigentlichen Ausstellung in der Belleetage-Galerie: Grünfelds perfekt gezimmerte Quasi-Möbelobjekte thematisieren den “Konsum von Ambiance” in einer Weise, wie uns die Zigarettenwerbung mit dem Inhalieren von Nikotin den “Duft der weiten Welt” und die erträgliche Leichtigkeit des Seins immer wieder verspricht. Die aus mehr oder weniger edlen Materialien (Massivholz, Leder, Gummi, Glas, Eisen) gefertigten Wandtheken, mit denen der Deutsche vor allem durch die Präsentationen in der Kölner Galerie Grunert bekannt wurde, sind assoziationsreiche Stil- und Geschmacksaggregate, mit denen er die sozialen Darstellungs- und Geselligkeitsbedürfnisse des Bürgers zwischen dem banalen Gelsenkirchner Barock und den eleganten Edelholzvertäfelungen in englischen Gentlemen-Clubs orchestriert. In “Appaloosa”, einem drei Meter breiten Wandboard, das altarflügelartig zwei Felder ausspart und dessen eines von einer malerisch abgenutzten…