Helga Meister
Thomas Demand
Monika Sprüth Galerie, Köln, 5.5. – 1.7.2000
Thomas Demand macht seit seinen Anfängen als Student in Düsseldorf, um 1990, aus der Not eine Tugend. Weil er nicht wusste, wohin mit seinen gebauten Papp-Skulpturen, ging er dazu über, sie zu fotografieren, im Diasec-Verfahren zu präsentieren und die Modelle anschließend zu vernichten. Eine Welt aus Karton im Foto also. Entfremdungen realer Bilder sind dies. Arbeiten im Wechselspiel von Sein und Schein. Untadelig in ihrer Unheimlichkeit. Leichtgewichtig im Material, und doch von ihrer Stimmung her existenz-bedrohend. In der Galerie Monika Sprüth, Köln, gastiert er mit neuen Arbeiten.
Seit der Ausstellung mit Andreas Gursky und Edward Ruscha 1999 im Kunstmuseum Bonn setzt er sich gezielt mit den fotografischen Kollegen und Freunden auseinander. Als Fotokünstler, der zugleich erklärt, er sei eigentlich gar kein Fotograf. Der Unterschied zum ehemaligen Studienkollegen Gursky wurde in Bonn klar herausgearbeitet. Gurskys Bilder haben meist eine perspektivische Tiefe. Sie sind panoramahaft. Bei Demand ist es eher umgekehrt. Die Fotos zeigen gebaute Räume, aber sie sind fast raumlos. Obwohl die Panoramakamera normalerweise dazu dient, die Tiefen zu staffeln und die Architektur ins rechte Lot zu setzen, zielt Demand mit Hilfe extremer Brennweiten auf ein flaches, telegenes Breitwandbild. Die Illusion nimmt sich zurück.
Mit seinem so genannten Sternenbild, “Konstellation” von 2000, dem Höhepunkt in der Ausstellung bei Monika Sprüth, peilt er den Dialog mit Thomas Ruff an. 1990 hatte der sechs Jahre ältere Ruff einen Schlussstrich unter die Becher-Klasse gesetzt und sich selbst mitsamt der Dokumentarfotografie verhohnepipelt, indem er seine eigenen Produkte durch…