CORNELIA GOCKEL
Thomas Demand
Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, 26.10.2002 – 19.1.2003
Als die dunkle Tunnelöffnung im Licht der Scheinwerfer auftaucht, beschleunigt der Wagen noch einmal. Mit vollem Tempo rast er die Rampe herunter. Weiße von fahlem Neonlicht beleuchtete Betonstützen ziehen vorbei. Dann wird es dunkel bis die Fahrt wieder von neuem beginnt. “Tunnel” nennt Thomas Demand seinen kurzen Loop. Es ist der erste einer Reihe 35-mm-Filme, die er seit 1999 dreht. Wie auch schon seine großformatigen Fotografien baute Demand die Szene aus Papier und Pappe und erweckte sie durch eine ausgeklügelte Lichtinszenierung zum Leben. Kulissenarchitektur, die nicht vorgibt mehr als eine Nachstellung der Realität zu sein. Aber was bedeutet schon Realität, wenn man mit dem Medium Fotografie oder Film arbeitet? Demand bezieht sich in seinem Film “Tunnel” auf die letzte Fahrt von Prinzessin Diana mit ihrem Liebhaber in Paris. Was in dieser Nacht genau geschah, kann heute niemand mehr mit Sicherheit sagen. Demands Rekonstruktion aus Papier wirkt in diesem Kontext wie eine Versuchsanordnung. Immer und immer wieder beschreibt der Filmloop die letzten Minuten ohne die Oberfläche zu durchdringen.
Im Lenbachhaus ist eine umfassende Einzelausstellung des 1964 in München geborenen und in Berlin lebenden Künstlers zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten aus den letzten vier Jahren, die sich auf aktuelle Ereignisse in Politik und Gesellschaft beziehen. Doch auch ohne den Hintergrund seiner Papiermodelle zu kennen, vermitteln sie ein latentes Unbehagen. Mit Papier, Pappe und Folie rekonstruiert er Räume, Szenen, Orte und Objekte originalgetreu. Es sind niemals Menschen darin, obwohl sie Spuren hinterlassen haben. Auf…