Christian Huther
Thomas Bayrle: 40 Jahre Chinese Rock’n’Roll
Barbara Klemm: 14 Tage China im Jahre 1985
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main, 17.3.-27.8.2006
Beide bewegen sich zwischen den Polen Individuum und Masse. Doch sie tun dies mit unterschiedlichen Mitteln und kommen zu ganz anderen Resultaten. Barbara Klemm hebt in ihren Fotos einzelne Menschen aus der Masse heraus, während Thomas Bayrle in seiner seriellen Kunst den Menschen als Marionette der Masse zeigt. Jetzt treffen sich Bayrle und Klemm mit zwei (räumlich getrennten) Einzelausstellungen im Frankfurter Museum für Moderne Kunst (MMK). Beide eint nämlich das Interesse an China, das bekanntlich ein Thema von Masse, Macht und Mao ist. Diese Doppelschau ist für das MMK der Auftakt zu einer längeren Beschäftigung mit China. Ab Mitte Mai wird an einem gigantischen Berg von 600 Bildern die chinesische Dokumentarfotografie der letzten 50 Jahre gezeigt, eine zweite Schau widmet sich den Künstlern Serge Spitzer und Ai Weiwei.
Bayrle und Klemm haben, außer einem ähnlichen Alter (Bayrle ist Jahrgang 1937, Klemm Jahrgang 1939) noch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie handelten aus nicht genau erklärbaren Motiven, es sind keine Auftragsarbeiten. So reiste Klemm 1985 für 14 Tage im Auftrag der FAZ, ihres damaligen Brötchengebers, durch China. Doch sie schlich sich immer mal wieder von offiziellen Terminen weg, um allein zu fotografieren. Auch Bayrle wurde aus einer “Laune” heraus zur Auseinandersetzung mit Mao und Co. getrieben, allerdings zu politisch bewegten Zeiten in den 60er-Jahren. So kann er heute nicht mehr erklären, weshalb er 1964 eine kinetische Maschine bastelte, in der Hunderte von Sportlern hinter dem…