Dirk Schwarze
Thomas Bayrle
»Seniorenfeier«
Museum Wiesbaden, 4.3. – 26.6. 2016
Ein Künstler ist in die Jahre gekommen. Im nächsten Jahr wird Thomas Bayrle 80. Aus diesem Anlass wird das New Museum in New York ihm eine Ausstellung widmen. Doch Grund zum Feiern gibt es auch schon dieses Jahr, denn vor 50 Jahren hatte Bayrle in Wiesbaden eine seiner ersten Museumsausstellungen. Also gibt es nun im dortigen Landesmuseum eine Schau, die an den frühen Pioniergeist des Frankfurter Künstlers erinnert und einen Bogen über das halbe Jahrhundert schlägt. Ja, es ist Zeit für eine „Seniorenfeier“. Doch indem der Künstler diesen Titel mit einem Augenzwinkern selbst wählt, macht er klar, dass er keineswegs nur in Erinnerungen schwelgt. Sein Schaffen steckt bis heute immer wieder voller Überraschungen.
Das hatte er zuletzt 2012 unter Beweis gestellt, als er anlässlich der documenta 13 in der Kasseler documenta-Halle nicht nur zwei monumentale Wandarbeiten zeigte, sondern den riesigen Saal auch mit Motorengeräuschen und raffiniert untergelegten Gebeten und Gesängen erfüllte. Bayrle hatte Flugzeug- und Automotoren aufschneiden lassen und präsentierte nun die von uns so verehrten Antriebsmaschinen als Meisterwerke der Ingenieurkunst, kühl und schön und voller Dynamik. Damit hatte er seiner Auseinandersetzung mit der Maschinenwelt eine neue, ins Ästhetische gehobene Wendung gegeben. Denn diese Werkgruppe wirkt wie ein später Rückgriff auf die witzig-bunten Automaten, die Bayrle Mitte der 60er Jahre geschaffen hatte und mit denen er 1966 in Wiesbaden debütierte.
Der Raum mit den 50 Jahre alten Automaten bildet jetzt das Zentrum von Bayrles Ausstellung. Da sieht man eine Frauen-Hundertschaft, die im…