Cornelia Gockel
Thom Merrick
»Advertismentcreatures«
Künstlerwerkstatt Lothringer Straße, München, 11.9. – 24.10.1999
Thom Merrick hat schon seit einigen Jahren kein Atelier mehr. Nicht etwa, weil er die hohen Mieten in New York nicht zahlen kann, sondern weil er für seine Arbeit keines braucht. “Es ist ziemlich langweilig, darin rumzusitzen und sich all diese Gedanken zu machen. Ich ziehe den Spaziergang oder das Reisen vor, um dabei über Kunst nachzudenken”, erklärt der 1963 in Sakramento geborene und in New York lebende Künstler: “Das ist eher eine street-level Mentalität als die eines Elfenbeinturms. Es ist street-level, die Ebene der Straße. Da sind Dinge zu sehen, die völlig normal sind, Alltagssituationen. Von da aus versucht man die Normalität über sich selbst hinauszutreiben.” Er beobachtet die Menschen, den Verkehr, Straßenschilder, Lichter, Reklametafeln und verwendet die Materialien, die er bei seinen Spaziergängen auf der Straße entdeckt. So baut er aus Autoreifen, Plastikfolien, Neonröhren und Fahrrädern poetische Installationen, die in engem Bezug zu der jeweiligen Umgebung entstehen.
Thom Merrick zu einer Ausstellung einzuladen, ist ein ziemlich riskantes Unterfangen. Der Künstler reist zumeist nur mit kleinem Handgepäck zu den Ausstellungsorten. Die Konzeption für seine Installationen entwickelt er erst vor Ort aus der konkreten Raumsituation. Für seine Ausstellung in der Künstlerwerkstatt Lothringerstraße ließ er aus New York einige riesige Reklamewände einschiffen, die ihm als Ausgangsmaterial für seine Installationen dienten. Dort schweißte er aus ihnen großformatige Kissen in einfachen geometrischen Grundformen zusammen, die von Generatoren zu riesigen Raumvolumina aufgeblasen werden. Trotz ihrer immensen Größe scheinen sie aller Schwerkraft zu widerstehen. Merrick liebt…