Stephan Berg
Thom Barth
»Die Ornamente Kommen nie zum Schluss«
Das bevorzugte Arbeitsmaterial Thom Barths sind transparente Montagefolien, in die zum Teil vielfach vergrößerte Motive, angefangen vom menschlichen Hirn bis hin zu Stadtplänen und Werbeinseraten eingebrannt werden. Aus den so bearbeiteten Folien entstehen raumbezogene Kubusinstallationen, die in ihrer Mischung aus luftiger Durchsichtigkeit und hermetisch-fragmentarischen Oberflächendarstellungen einen strengen Diskurs über die Fiktion von Ordnung, Sinn, Bedeutung und der Sehnsucht nach “durchrationalisierter Weltsicht”1 in Gang setzen. Dabei erweisen sich diese Arbeiten als resistent gegenüber der Fiktion endgültiger Ziele oder Lösungsangebote. Statt dessen stellen sie Fragen: zum Beispiel nach dem Verhältnis von Original und Reproduktion, indem sie vornherein nur das zeigen, was kopierbar, also bereits Abbild ist. Oder sie beschreiben die Zwangsläufigkeit, mit der wir unsere Wahrnehmung linear, kausal und hierarchisch organisieren in Motivreihen, die nichts zeigen, als immer weiter vergrößerte Kopien einer zugrundeliegenden völlig gegenstandsfreien Schwarzkopie und dennoch vom Betrachter unwillkürlich gegenständlich und sinnhaltig interpretiert werden.
Kubus, lateinisch, bedeutet Würfel. Ein Würfel ist ein aus sechs Quadraten gebildeter Körper, wenn man so will eine sechsfache Tautologie, die aus der räumlichen Vervielfachung ihrer Grundfläche ihre perfekt hermetische Struktur bezieht. Einem Würfel ist es egal, von welcher Seite man ihn betrachtet, immer zeigt er sich als ganz mit sich identisch. Seine Quadrate verweisen auf nichts außerhalb ihrer selbst. Gerade diese Eigenschaften – seine perfekte Gleichmäßigkeit und seine strukturelle Leer –
machen ihn universal benutzbar. Freilich bedarf es dazu eines transformatorischen Akts, der die in seiner solipsistischen Symmetrie begründete grundsätzliche Ausdruckslosigkeit des Würfels durch einen von außen herangetragenen Ein-Druck…