Moderne, reloaded: Interviews mit Kuratoren, Kunsthistorikern, Kunstkritikern, Museumsdirektoren
Thierry Raspail
Direktor der Lyon Biennale
Wechselwirkungen
Seit der Eröffnung des Lyon MAC (Museum of Contemporary Art) 1984 ist der studierte Kunsthistoriker Thierry Raspail (geb. 1951) Direktor des Museums MAC und Direktor der von ihm 1991 mitbegründeten Lyon Biennale 1991.
Raspail bestimmt jeweils für drei Ausgaben der Lyon Biennale ein übergreifendes Thema. Der aktuelle Zyklus 2015-2019 steht unter dem Stichwort „Moderne“. Für die 13. Lyon Biennale griff der britische Kurator Ralf Rugoff die Idee des modernen Lebens auf. Für die 14. Lyon Biennale lud Raspail die französische Kuratorin Emma Lavigne ein, Direktorin des Centre Pompidou-Metz. Damit legte Raspail den Schwerpunkt deutlich auf die bildende Kunst der Moderne. Lavigne brachte zahlreiche Leihgaben des Pompidou mit, die mit zeitgenössischen Werken kombiniert sind. Im Vorwort des Katalogs 2017 erwähnt Raspail Lucio Fontanas White Manifest of a floating world. Fontana plädierte darin 1946 für eine „vierdimensionale Kunst“, die weder Malerei noch Skulptur sei, sondern eine „free and immediate suggestion that an ambiente, created by an artist, transmits to the viewer“. Fontana schuf danach acht „Ambiente Spaziale“ (zwischen 1949 bis 1969), kleine, dunkle Räume, in denen die Leinwand unsichtbar ist und man nur fluoreszierende Punkte sieht. Es war eine Suche nach neuen Räumen – ein Thema, das auch in der 14. Lyon Biennale zentral ist. In ihrer Ausstellung unter dem Titel „Floating Worlds“ führe das Konzept der Moderne zu einer Idee von Unendlichkeit und einer Welt in Bewegung, zu einem Schaffen neuer Räume, hatte Lavigne bei der Pressekonferenz…