Aussenseiter, Artbrutisten, Autodidakten und Amateure, Volkskünstler, Visionäre, Vergessene und Verrückte: 25 Porträts
Theodore Gordon
* 1914, LOUISEVILLE, KENTUCKY, LEBT IN SAN FRANCISCO, CALIFORNIA
Ted Gordon entspricht nicht im entferntesten dem Bild, das man sich gemeinhin von einem Art-brut-Künstler macht. Nach einer zurückgezogenen und geordneten Existenz als Büroangestellter lebt er heute im Ruhestand. Von sich selber behauptet er: “Ich bin ein gefühlloser kleiner Mann, eigenbrötlerisch, mürrisch, feindselig und eher boshaft, aber all das versuche ich im Banalsein zu verstecken.”
Wie er wirklich ist, drückt er in seinen Bildern aus. 1951, als 26jähriger, begann Gordon, zuerst rein mechanisch zu kritzeln, wie beim Telefonieren. Aber seine Kritzeleien nahmen ihn schließlich in zunehmendem Maße gefangen, und wie unter Zwang nahmen sie menschliche Gestalt an. Er hat den Eindruck, daß seine Zeichnungen von selbst entstehen, ohne sein Hinzutun. Sie sind in der Angst vor dem leeren Blatt begründet und in dem Reflex, das ausfüllen zu wollen, was er als unerträgliche Leere empfindet. Die Gesichter entstehen unwillkürlich, ausgehend von sich immer wiederholenden Motiven und Strukturen, die sich auf der ganzen Fläche ausbreiten.
Ted Gordon begeistert oder fürchtet sich selbst am meisten vor dieser fieberhaften Ausbreitung unsinniger Physiognomien, um so mehr, als er sie als verborgene Aspekte seiner eigenen Persönlichkeit empfindet: “Welches Gesicht auch immer auftaucht, es ist meines, welchen Ausdruck es auch trägt, es ist der meine. Dieses Gekritzel ist meine Art, mich auszudrücken: Ich spiele Hunderte von Rollen, aber trotzdem immer mich.”
Ted Gordon lebt kinderlos mit seiner Frau in der Nähe von San Francisco. Museumsfachleute und Galeristen haben sich für…