Jürgen Raap
Theo Lambertin
»Keine Zeit – nichts zu sehen/ARE YOU COLOGNESOME TONIGHT«
Kölnische Galerie im Kölnischen Stadtmuseum, 23.1. – 14.3.1999
Der Sonnenaufgang am 1. Januar 2000 wird nicht anders sein als die Morgendämmerung an jedem anderen Tag bei gleicher Witterung auch. Deshalb läßt sich eine bildliche Dokumentation dieses Sonnenaufgangs heute schon vorwegnehmen: “Übungscollage als Fotokopie zur Vergrößerung des Sonnenaufgangs” hat Theo Lambertin eine entsprechende Arbeit betitelt (1998). Das Thema wird in zwei nahezu identischen großformatigen Leinwandbildern variiert, die in völlig gleicher malerischer Behandlung des Lichts den Sonnenuntergang Silvester 1999 und das erste Tageslicht am darauffolgenden Neujahrsmorgen zeigen.
Die mediale Informationsvermittlung im Alltag geschieht über Bilder, die durch technische Bearbeitung verändert wurden und uns suggerieren wollen, die dingliche Realität sähe genauso aus wie ihr Abbild. Vom bloßen Schein wird behauptet, er sei tatsächliches Sein, ohne daß ein Beweis für diese Behauptung erbracht wird. Anhand der völlig belanglosen Sonnenuntergänge von Düsseldorf-Bilk und El Paso/Texas demonstriert Theo Lambertin den Unterschied zwischen dem, was Bilder zeigen, und dem, was das Gezeigte bedeuten soll.
Die zeitlich parallele Ausstellung über “Bilder, die lügen” im Bonner “Haus der Geschichte” entlarvt die Techniken der Bildmanipulation. Theo Lambertin leistet ähnliche Entlarvungen, aber ihn interessiert dabei nicht nur das Bild selbst, sondern vor allem die gesellschaftliche Realität, die diese Bilder vermitteln. Die Lüge entsteht schon im geistigen und sozialen Umgang mit der Realität, bevor diese überhaupt eine bildliche Fassung erfährt. In der jeweiligen “Sicht der Dinge” werden die heiten umgebogen, das mediale Bild liefert dazu nur eine nachträgliche Bestätigung.
Lambertins Bildwelt setzt bei den…