Viola Michely
Thema Reisen
Einige Gedanken zum Thema Reisen, Deutschland und die Kunstvermittlung, das Bonner Museumsmeilenfest und die Ausstellung »Endlich Urlaub«
In Bonn stand diesen Sommer das Thema Reise im Mittelpunkt des Museumsmeilenfestes, einer gemeinsamen Öffentlichkeitsaktion der vier als ‘Meile’ zusammengefaßten Museen, der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, dem Kunstmuseum, dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und dem Museum Alexander König. Anlaß zum Thema Reise boten die Ausstellungen “Weisheit und Liebe – Tausend Jahre Kunst des tibetanischen Buddhismus” in der Bundeskunsthalle; “China! Zeitgenössische Malerei” im Kunstmuseum und “Endlich Urlaub! Die Deutschen reisen” im Haus der Geschichte. Der Fernblick der Ausstellungen auf den asiatischen Raum zog eine breite Öffentlichkeit an und bot ein willkommenes Ventil für das stetig umtriebige Fernweh der Deutschen. Damit wenden sich zwei die Bundesrepublik repräsentierende Institutionen und ein auf die deutsche Moderne spezialisiertes Kunstmuseum einer Eigenheit der Deutschen, der extremen Reisefreudigkeit in ferne Länder, zu. Warum reisen Deutsche mehr als andere Nationen? Was sagt dies über das Selbstverständnis der Deutschen aus? Und im Vergleich dazu, wie setzt sich die deutsche Kunst nach 1945 mit dem Deutsch-Sein auseinander?
Der Künstler Georg Baselitz fand zu ersten Formulierungen seiner Helden-Bilder bezeichnenderweise während eines Aufenthaltes in Italien Mitte der 60er Jahre. Auch Markus Lüpertz gelangte nach einem Italienaufenthalt zu seinen ‘Deutschen Motiven’. Der Blick vom Ausland aufs eigene Land führte zu einer Beschäftigung mit der eigenen Herkunft. Die Auseinandersetzung der deutschen Nachriegskunst mit Identität und Herkunft vollzieht sich am Bruch in der deutschen Geschichte, dem zweiten Weltkrieg. Gemeint ist das Aufgreifen und…