Wolfgang Preikschat
The Vasulkas
Vom Video-Feedback zur Hybriden Interaktion
Die Verbreitung von Video als Technik nährt Erwartungen, die sowohl von der experimentellen Situation der Gestaltung und der Ausdrucksformen der sechziger Jahre als auch von der fortschreitenden Rationalisierung technischer und gesellschaftlicher Systeme geprägt sind. Künstler benutzen Video daher nicht wie den Film wegen seiner Bildeigenschaften, sondern wegen der strukturellen Eigenschaften des Systems, als Mittel, um ihre theoretischen und konzeptionellen Projekte umzusetzen. Das Massenmedium Fernsehen historisch im Rücken, den Computer vor sich, scheint Video das geeignete Medium, um strukturelle Aspekte darzustellen – neben den syntaktischen des Bildes selbst die autosuggestiven, performativen der Selbstfindung und Selbstdarstellung und die politischen oder sozialen der Massenkommunikation. Die Matrix des Monitors trägt die strukturellen Merkmale einer gemeinsamen Folie sowohl für die Elementarform (als Code, als unterste Ebene einer Systemhierarchie, als Baustein) als auch für das Modell (als Sprache, als Universum, als Gegenstand). Solchermaßen als Systembild vorstrukturiert, fordert der Monitor den Künstler heraus, sich als Urheber der Formgebung mit seinem Gestaltungswillen gegenüber den Bestimmungen des Kommunikationssystems zu behaupten oder gar durchzusetzen. Unter den vielen Künstlern/Videomachern finden sich nur wenige, die sich so intensiv mit den Modelleigenschaften der Videographie auseinandergesetzt haben, wie die Vasulkas.
1965 verläßt die isländische Konzertviolinistin Steina mit ihrem Mann Bohuslav (“Woody”) Vasulka Island in Richtung New York.
1940 als Steinuum Briem Bjarnadottir in Reykjavik geboren, studierte sie Sprachen und Musik. 1959 ging sie mit einem Stipendium nach Prag. Dort lernte sie 1962 Woody kennen, der, 1937 in Brno (Brünn) geboren, nach einem Studium der Industrietechnik 1960 zum Filmstudium an…