Michael Hübl
The Sublime was Yesterday
Über das Erhabene. Mark Rothko, Yves Klein, James Turrell
Deutsche Guggenheim Berlin, 7.7. – 7.10.2001
Das Erhabene ist wieder da. Fast war der Eindruck entstanden, diese überwältigende und in ihrer Radikalität reflexionsfördernde Empfindungskategorie sei von der Bildfläche verschwunden, nachdem sie in den 80er- und frühen 90er-Jahren im Diskurs um das Erbe der Aufklärung eine fixe Größe dargestellt hatte. Stand anfangs, etwa bei Ulrich Horndaschs Paraphrasen auf die französische Revolutionsarchitektur1, die Reaktivierung eines Begriffs im Vordergrund, so stellte spätestens Ian Hamilton Finlay mit seiner Installation für die documenta 82 klar, dass sublim nicht gleich subtil ist. Als Modul seiner Inszenierung diente ihm die Guillotine, die einstmals wegen ihrer Exaktheit als großer technischer Fortschritt verstanden wurde (Genauigkeit garantiert Gleichheit bis in den Tod). Über diese axial angeordneten Tötungsapparate evozierte Finlay den historischen Kontext jener “Philosophischen Untersuchung über den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schönen”, die Edmund Burke zwar bereits 1757 veröffentlicht hatte, die aber dann durch die Ereignisse in Frankreich eine deutlich politische Wendung erhielt. Der Schrecken, die schockartige psychisch-intellektuelle Erschütterung, durch die sich das Erhabene überhaupt erst konstituiert, war plötzlich blutbeschmiert. Das Sublime umschloss jetzt auch ein Moment anthropogener Gewalt. Gerhard Merz, der sich schon früh an der neuerlichen Rezeption der Kategorie des Erhabenen beteiligte, hat es in eine visuelle Attacke überführt. Sein Beitrag für die 47. Biennale di Venezia führte den Terminus Avantgarde auf seinen martialisch-militärischen Ursprung zurück, prononcierte und zelebrierte zugleich den quasi-totalitären Wahrheitsanspruch, der die Moderne als Subtext begleitet. Im Sinne eines hegelschen…