Renate Puvogel
The Sublime Void
»On The Memory of the Imagination 4
Koninklijk Museum voor Schone Kunsten, Antwerpen,25.7. – 10.10.1993
Mit Ende der opulenten Schau von Jacob Jordaens an seiner Wirkungsstätte Antwerpen ist die sinnenfreudige Malerei dieses flämischen Malers antiker Mythen, christlicher Themen und profaner Zeremonien wieder auf den hauseigenen Bestand geschrumpft; statt dessen hat im Erdgeschoß des pompösen Königlichen Museums der Schönen Künste die zeitgenössische Kunst vorübergehend Einzug gehalten. Der Bau vom Ende des 19. Jahrhunderts mit seinem säulengeschmückten Portikus, dem breiten farbgeladenen Foyer mit doppeltem Marmoraufgang und seinen lichten Sälen gibt den passenden Rahmen ab für die Ausstellung “The Sublime Void – On the Memory of the Imagination”. Denn die Schau, die der Genter Theoretiker, Ausstellungsmacher und Kritiker Bart Cassiman zusammengestellt hat, gründet auf den kulturellen Leistungen europäischer Kultur, will ihren im Gedächtnis gespeicherten Reichtum mit Hilfe der inspirativen Kraft künstlerischer Phantasie für die Gegenwart beschwören.
Man muß die Ausstellung im Zusammenhang mit weiteren Veranstaltungen Antwerpens als Kulturhauptstadt 1993 sehen, vor allem mit denen des MUHKA, Museum van Hedendaagse Kunst. Während dort die jüngere und jüngste Avantgarde ihr Forum findet, versucht der Kurator mit “The Sublime Void” die zeitgenössische Kunst in den Rahmen abendländischer, nicht nur belgischer Kulturgeschichte zu stellen. An diesem Ort kann mit den Zeugnissen unserer Zeit der Bogen geschlagen werden insbesondere zu den großen Meisterwerken des Hauses von van Eyck, Rogier van der Weyden, Simone Martini, Jean Fouquet, Hans Memling und Peter Paul Rubens. Damit könnte die Ausstellung günstigenfalls dazu verhelfen, dem geschichtslosen Menschen unserer Zeit ein weiterreichendes…