ANNEKE BOKERN
The People’s Art
Zeitgenössische Kunst in den Niederlanden
Witte de With, Rotterdam, 16.12.2001 – 24.2.2002
Eigentlich hält Bartomeu Marí überhaupt nichts vom Konzept nationaler Identitäten in der Kunst. “Kunst ist eine universelle Sprache”, schreibt der Spanier im Katalog zu “The People’s Art”, seiner Abschiedsausstellung als Direktor des Rotterdamer Kunstzentrums Witte de With. Dennoch will er in seiner letzten Ausstellung, bevor Cathérine David das Ruder im Witte de With übernimmt, einen Überblick über die Eigenheiten der zeitgenössischen niederländischen Kunst bieten.
Ursprünglich entstand “The People’s Art/A Arte do Povo” im Auftrag der Kulturhauptstadt Porto 2001 und war dort von Mai bis Juli 2001 zu sehen. In Rotterdam wird nun eine leicht veränderte Fassung gezeigt, mit neuen Werken von denselben zwanzig niederländischen oder in den Niederlanden lebenden Künstlern.
Der Titel “The People’s Art” bezieht sich auf die niederländische Konsens-Gesellschaft: Jeder Aspekt des gesellschaftlichen Zusammenlebens, sämtliche sozialen und politischen Einrichtungen sind in den Niederlanden strengen Regulierungen unterworfen. Diese gehen aus einer ausgeprägten Diskussionskultur hervor, in der die Stimme jedes Betroffenen berücksichtigt wird – nicht ohne Grund nannte Marí die Niederlande einmal “das letzte sozialistische Land der Welt”.
Die niederländische Regulierungsfreude drückt sich in vielen Bereichen aus, unter anderem auch in der Künstlichkeit und pragmatischen Gradlinigkeit der holländischen Landschaft. Im oberen Stockwerk des Witte de With zeigt Marí daher Fotografien und Installationen, die sich mit der von Menschen geschaffenen Landschaft des Polderlandes auseinandersetzen.
So befestigt der Fotograf Gerco de Ruijter seine Kamera unter Flugzeugen und drückt in willkürlichen Momenten auf den Auslöser. Das Resultat sind Fotografien, die die künstliche…