Dora Imhof
The Museum as Muse
Museum of Modern Art, New York, 14.3. – 1.6.1999
1977 besuchte Robert Filliou in Paris das Musée d’art moderne und den Louvre. Wenn die Aufseher gerade unaufmerksam waren, näherte er sich den Kunstwerken, nahm einen Staublappen aus der Tasche und begann den Staub und Dreck abzuwischen, der sich im Lauf der Jahre auf den Werken angesammelt hatte. In einer Vitrine, von einem schwarzen Tuch bedeckt, liegt das Resultat dieser Aktion nun selber im Museum. Hebt man den Stoff, sieht man die kleinen unscheinbaren Kartonschachteln, darin der leicht beschmutzte zusammengeknäulte Stoff. Dreck von Fra Angelicos Marienkrönung, Staub von Klees Hafen mit Segelschiffen. Poussière de Poussière. Staub zu Staub. Ein berührendes Symbol für die Magie und Vergänglichkeit von Kunstwerken.
Der Hauch der Vergänglichkeit ist jedoch kaum das, was einen beim Eintritt in das Museum of Modern Art in New York anweht. Das MoMA in Manhattan ist ein dynamischer, effizienter Kulturbetrieb, in dem im letzten Jahr 1,6 Millionen Besucher die Rolltreppen hochfuhren, um die Kunst der Moderne zu besichtigen. Bei der Jackson Pollock-Retrospektive dieses Jahr war das Museum so vollgepfropft, daß man weder die reguläre Sammlung, noch den Book-Shop besuchen konnte. Das Museum of Modern Art mit seiner erstklassigen Sammlung ist eines der einflußreichsten Museen für moderne Kunst überhaupt. Besucherströme, Selbstbewußtsein, aber auch Selbstkritik. Die Ausstellung “The Museum as Muse” versammelt Werke von Künstlern, die sich von der Institution Museum inspirieren ließen, zeigt aber auch sehr kritische Auseinandersetzungen. Die Ausstellung ist so facettenreich, wie das Museum selbst, das zwischen Bildungsanstalt,…