Berlin
The Moment is Eternity
Works from the Olbricht Collection
me Collectors Room Berlin / Stiftung Olbricht 26.09.2018 – 01.04.2019
von Michael Nungesser
„Der Augenblick ist Ewigkeit“ – so lautet das Goethe’sche Motto, das sich hinter dem modisch auf Englisch getrimmten Titel verbirgt. Entnommen ist es seinem Gedicht „Vermächtnis“ von 1829 – hier angewandt auf eine illustre Auswahl von Fotografien aus der Sammlung von Thomas Olbricht. Die Fotografie, diese Augenblickskunst, die zugleich eine ganze Welt zu erschließen vermag, bleibt in der Ausstellung nicht allein. Sie tritt in Korrespondenz zu Gemälden, Zeichnungen, Grafiken sowie Objekten der Wunderkammer. Auch diese stammen aus besagter Kollektion, die sich durch mediale Vielfalt auszeichnet. Gastkuratorin Annette Kicken, ehemals Fotogaleristin, kombiniert die Bilder in verschiedener Form an der Wand, einzeln, zu Gruppen gebündelt oder gereiht, Rahmen an Rahmen. So entsteht ein Spannungsbogen, ein Beziehungsgeflecht über Zeiten, Medien und Motive hinweg, der immer wieder neue Anregungen und Entdeckungen ermöglicht.
Der Mensch steht im Mittelpunkt – seine Gestalt, sein Gesicht – und die Kommunikation miteinander. Hier die Fotografie, mit ihrer Realitätsnähe und der Fähigkeit des „entscheidenden Augenblicks“ (Henri Cartier-Bresson), dort die kompositorisch und handwerklich elaborierte symbolische Form, zugleich beide im Wechselspiel – Malerei nach Fotografie und umgekehrt. Der Mensch als Reflexionselement eröffnet Räume für bestimmte Themen, die auch die Abfolge der Bildgruppen in der Ausstellung bestimmen. Akt und Porträt als dominante Motive verweisen auf Schönheit und Verfall, auf Lust und Laster, auf Inszenierung und Vergänglichkeit, auf Individualität und gesellschaftliche Zugehörigkeit.
Im ersten Saal geht es um verschiedene Körperbilder. Der „Schwarze Akt“ von Otto Steinert…