Claudia Posca
The Message – Das Medium als Künstler
»Kunst und Okkultismus«
Museum Bochum, 16.2. – 13.4.2008
Spuk-Fälle im Museum, das kommt nicht alle Tage vor. Und dass eine Künstlerin, in diesem Fall die 1949 in Berlin geborene Vanda Vieira-Schmidt, sich selbst als „Über-Medium“ und als „Gott“ bezeichnet, der mit Hilfe von Kunst gegen die Gesandten des Teufels vorgeht, wohl auch nicht. Seit Mitte der 1990er Jahre hat die Frau meterhohe Türme aus täglich von ihr angefertigten Zeichnungen mit magischen Mustern und Symbolen gestapelt. Inzwischen sind es über eine halbe Million Din-A4-Blätter, und es werden wohl noch mehr. Zumindest werde sie weiterarbeiten, solange, bis der von ihr ersehnte, umfassende Frieden auf Erden Wirklichkeit ist, der allererst ihr „Weltrettungsprojekt“ überflüssig macht. Verrückt? Oder Konzept-Kunst? Oder beides?
„The message“, die ausschließlich im Museum Bochum gezeigte Themenschau zur mysteriösen Seite der Welt, nimmt das Obsessive, das Manische, das Visionäre ernst. Und hat dafür intensiv in der Kunstkammer jener ausgesprochen experimentellen Zeitenwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gestöbert. Schnell fand man sich bei den Recherchen im Fahrwasser von Art brût, Prinzhorn-Sammlung, Surrealismus und mediumistischer Para-Psychologie wieder. Dass lange vor Sigmar Polkes 1968 entstandenem Mappenwerk „Höhere Wesen befehlen…“ (und hinzufügen ließen sich auch Anna und Bernhard Blumes „Holterdipolter“-Fotos aus der Serie „Ödipale Komplikationen“ von 1977) schon André Breton als populärster Vertreter einer Kunst des Ver-rückten, des Marginalen und Meta-Physischen via surrealer Automatismusstrategien auf Tuchfühlung mit dem Wundersamen ging, fokussiert das vom Gast-Kuratoren-Trio Claudia Dichter, Michael Krajewski und Susanne Zander initiierte „Medium als Künstler“-Projekt zwar nur mehr im Katalog…