Vitus H. Weh
The making of
»Simon Leung, Dorit Margreiter, Nils Norman, Mathias Poledna«
Generali Foundation, Wien, 5.2. – 12.4.1998
Wird heute ein größerer Kinofilm produziert, entstehen immer mehrere Filme gleichzeitig: die Kinoversion, der Werbetrailer, vielleicht noch der Directors-cut, auf jeden Fall aber eine Dokumentation der Dreharbeiten selbst, die man später als “The making of …” zu vermarkten sucht. Eine Ausstellung schlicht “The making of” zu nennen, grenzt allerdings ans Paradoxe: Welcher Sinn bleibt übrig, wenn sozusagen der Hauptfilm verlorengegangen ist?
Zur Klärung dieser Frage hatte sich Mathias Poledna (*1965, Wien), von dem Basiskonzept und Ausstellungsdesign stammen, mit Dorit Margreiter (*1967, Wien), Nils Norman (*1966 in Kent, lebt in New York) und Simon Leung (*1964 in Hongkong, lebt in Los Angeles/New York) drei Künstlerkollegen hinzugeladen und den Ausstellungsraum der Generali Foundation zunächst formal geschickt bewältigt: Am Eingang gleich eine skulpturale Blockade, die Wandfluchten mit hüfthohen Fotografiereihen gefüllt, ein lässiger Soundtrack belebte die Luft und das schiere Volumen der Halle war mit den wenigen Werken präzise ausponderiert. So gesehen hätte es überhaupt keinen Anlaß gegeben, mit dem Ausstellungstitel eine Lücke anzudeuten. Wer sich jedoch daranmachte, das Verlorengegangene zu rekonstruieren, konnte die Ausstellung als raffiniertes Kriminalstück lesen: Mit der Tatwaffe Design wurden Vaterfiguren gemeuchelt.
Dabei schien zunächst genealogische Harmonie zu herrschen: Wenn Mathias Poledna in der Ausstellungshalle die gesamte Deckenverkleidung demontieren läßt und schön aufgestapelt präsentiert, grüßen z.B. überdeutlich die institutionskritischen “Bloßlegungen” Michael Ashers, die dieser seit den sechziger Jahren im Kunstkontext plaziert. Und die zusätzlichen Farbmarkierungen an der Decke und den Wänden, die aussehen, als…