The Institute for Art and Olfaction
Das Narrativ der Exklusivität untergraben
Ein Gespräch von Katharina J. Cichosch
Wenn Künstlerinnen und Künstler heute selbstverständlich Geruchsmoleküle für ihre Arbeit einsetzen, Museen Smell Walks anbieten und kleinste Nischen-Parfümlabels ihre experimentellen Kreationen, dann hat The Institute for Art and Olfaction in Los Angeles sicher seinen Anteil an dieser Breitenwirkung. Gründerin Saskia Wilson-Brown über Geruchsbildung als soziale Praxis, Beurteilung olfaktorischer Kunst und die Probleme ihrer noch ungeschriebenen Geschichte.
Katharina J. Cichosch: 2012 hast du The Institute for Art and Olfaction gegründet, zu einer Zeit, in der quasi gar keine vergleichbaren Institutionen existierten. Was war deine initiale Idee damals?
Saskia Wilson Brown: Ja, in der Tat gab es damals nichts wie das IAO – die einzige gemeinnützige Einrichtung, die ich kannte, war die Osmothèque in Versailles, eine fantastische Institution mit einer ganz anderen Zielsetzung. Zwei Gründe haben mich dazu gebracht: Erstens, weil ich daran interessiert war, Düfte im Kontext von Kunst statt Kommerz zu verwenden. Ich war verwundert, dass die einzige Möglichkeit, sich mit Parfüm zu beschäftigen oder mit Düften zu arbeiten, darin bestand, Parfüm zu kaufen. Dabei ist die Arbeit mit Düften eine zutiefst historische Praxis, die Kultur und Zeit umspannt.
Der zweite Grund, damit zusammenhängend, prägt die IAO noch heute, nämlich die Neugierde, wie man die Idee der Exklusivität untergraben kann – kurz gesagt, wie man die jahrhundertelange Botschaft, dass Parfüm ein Luxusgut ist, völlig umkehren kann. Auch hier gilt, dass die Menschen seit den frühesten Aufzeichnungen der Geschichte auf allen Ebenen der Gesellschaft Düfte…