Löwenbräukunst 3.Stock
Kunst als ein Zweitberuf
Wie wird man Künstler, ab wann ist man Künstler und wie wirken sich Erfahrungen aus anderen Berufen auf die Kunst aus? Dass Kunst nicht außerhalb der Gesellschaft, nicht in einem kontextfreien Raum existiert, wird hier in den Blick gerückt. Dazu gehört die Neuproduktion von TERESA MARGOLLES (Transsexuelle). Teil ihrer Installation ist ein Loch in Form einer Vagina, dass die in Zürich als Prostituierte arbeitende Sonia Victoira Vera Bohorquez in die Wand schlug. Gegenüber hängt die großformatige, bunte Farbstiftzeichnung der Krankenschwester SABINE SCHLATTER. Mehrere Beiträge stammen von Musikern: STEVEN CLAYDON war mehrere Jahre lang Mitglied der Elektronikband Add N to (X), seine Installation „Orion“ (2012) zeigt seine Vertrautheit mit Musikinstrumenten, allerdings ist die Tastatur des merkwürdig geformten Querspinett mit Stroh ersetzt. Der gelernte Programmierer und Pionier der net.art, VUK COSIC, übersetzte den Film „Taxi Driver“ in ASCII Code. EVELYNE AXELL war eine erfolgreiche Schauspielerin und Drehbuchautorin, die sich ab 1964 unter der Anleitung von René Magritte der Malerei zuwendete. THORTON DIAL lebte in Alabama, arbeite am Bau, als Zimmerer und Metallarbeiter. Aus den Abfällen während seiner Tätigkeiten formte er Skulpturen und Reliefs – die heute in mehreren US-Museen gesammelt werden. TAOCHENG WANG arbeitete vier Monate in einem Massagesalon in Amsterdam, ihre brüskierenden Erfahrungen übersetzt sie in berührende Aquarelle und dokumentierende Texte. Der Blues-Musiker und Totengräber James ´SON´ THOMAS formte aus Fundstücken und Menschenzähnen gruselige Totenköpfe – die Arbeitswelten prägen offensichtlich brachial manche Kunst.
Fatima Al Qadiri & Khalid Al Gharaballi, Evelyne Axell, Steven Claydon, Vuk Cosic, Thornton Dial,…