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Ausstellungen: London · von Edgar Schmitz · S. 398 - 399
Ausstellungen: London , 2000

Edgar Schmitz
The Greenhouse Effect

Serpentine Gallery, London, 4.4. – 21.5.2000

Das Projekt ist so einleuchtend, als hätte der Ort nur auf die Ausstellung gewartet. ‘The Greenhouse Effect’ besetzt die Serpentine Gallery als Treibhaus künstlicher Naturen, mitten im Londoner Hyde Park und mit Fensterfronten demonstrativ gegen ihn geöffnet.

Fernöstlich beschwört Yutaka Sones Miniaturdschungel aus getrocknetem Seegras, Schwämmen, Stoff, Acrylfarbe und anderem mehr oder weniger organischem Material Natur als das verschlossen Fremde, während Roxy Paine Pilzkulturen aus Plastik herstellt und so installiert, als wüchsen sie, täuschend echt, aus dem Galeriefußboden oder auch schwammartig in einem Bilderrahmen. Aus demselben Boden schießt auch Tony Matellis Plastikunkraut, auf den Wänden wachsen edle handgeschnitzte und -bemalte Blumen von Yoshihiro Suda, und Tom Friedman steuert täuschend echte Repliken von Hausfliegen, Spinnen und ähnlichen Insekten aus Sekundenkleber, Staub und Haaren bei, die quer durch die Ausstellung auf Wänden oder Sockeln zu finden sind. Tim Hawkinsons Nachbildungen wiederum entstehen aus den alltäglichen Restmaterialien seines eigenen Körpers: eine Vogelfeder aus Nackenhaaren, ein Vogelskelett aus geschnittenen Fingernagelrändern.

Es gibt bei allen Ähnlichkeiten der Arbeiten Unterschiede zwischen Sudas exotischen Blumen und Matellis Unkraut, wie auch zwischen Hawkinson und Friedman. Auch Friedmans Arbeiten verwenden Körpermaterialien, ohne dass daraus bei ihm ein eigenständiges Element der Arbeit würde – sein Material ist ganz einfach der Stoff, aus dem der Alltag ist; Hawkinson dagegen betont fast alchemistisch sein Material und bleibt doch auch selbst Natur. Das vielleicht erstaunlichste an ‘The Greenhouse Effect’ ist, wie wenig Relevanz die Ausstellung diesen Unterschieden beimisst. Die Arbeiten werden stattdessen für indifferente Anordnungen verbraucht,…


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