Franz Thalmair
The Future of Memory
Kunsthalle Wien, 4.2. – 29.3.2015
Wien ist nun „Post-Internet“ – endlich! Denn das aus dem Netz stammende, nicht aber zwangsläufig im Netz stattfindende Phänomen hat bereits einige Jahre am Buckel. Auf Kunst angewendet, beschreibt dieser Begriff Praktiken, die die Strukturen, Logiken und Formensprachen des Internet zwar mitdenken, die das Netz jedoch nicht als einzige Bezugsquelle haben, wie dies bei jenen Kunstformen war, die in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahre als net.art bezeichnet wurde. Seit 2008 zirkuliert der Terminus nun und bezeichnet unterschiedlichste künstlerische Ausdrucksformen, denen gemein ist, dass ihre ProtagonistInnen mit digitalen Technologien aufgewachsen sind und einen dementsprechend unaufgeregten Umgang damit haben. Das Netz ist einfach da, jederzeit und allerorts. Es gibt keine Erfahrungen über eine Zeit vor dem Internet, denn da waren sie noch nicht geboren oder konnten noch keinen Computer bedienen, die Generationen Y und Z, die „digitalen Ureinwohner“.
Offensichtlich in diesem Bewusstsein hat Nicolaus Schafhausen als Kurator der Ausstellung „The Future of Memory“ darauf verzichtet, den Begriff „Post-Internet“ zu erwähnen: weder im Pressematerial, noch im Begleitheft für BesucherInnen und auch nicht im frei downloadbaren E-Book zur Ausstellung. Taktisch klug, denn diejenigen, die den Begriff Ende der Nullerjahre forciert haben, stellen sich seit geraumer Zeit die Frage, was danach – was Post-“Post-Internet“ – kommt. „Eine Ausstellung über die Unendlichkeit der Gegenwart“ lautet der Untertitel der Schau, die den Auswirkungen die digitalen Kommunikation auf die Wahrnehmung von Zeit, auf individuelles Erinnern und nicht zuletzt auf unser kollektives Gedächtnis nachgeht. Schafhausen rollt „Post-Internet“ thematisch auf, was…