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Ausstellungen: Wolfsburg · von Michael Stoeber · S. 321 - 322
Ausstellungen: Wolfsburg , 2001

MICHAEL STOEBER
The Dark

Kunstmuseum Wolfsburg, 25.8. – 7.10.2001

Angekündigt für diese Schau hatte das Kunstmuseum Wolfsburg quasi als Höhe- und Kristallisationspunkt die Arbeit “The Hell” der Brüder Jake und Dinos Chapman. Die beiden britischen Künstler haben mit beklemmend wirkenden, kindlichen Hybriden von sich reden gemacht, denen an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen die unterschiedlichsten Sexualorgane wachsen. Mit diesen Figuren, die fast schon zur künstlerischen Signatur ihres Werks geworden sind, waren die Brüder bis heute in vielen Gruppenausstellungen dabei. Sie treffen mit diesen Arbeiten einen empfindlichen Nerv unserer Zeit, in der die genmanipulierte und technische Reproduzierbarkeit des Menschen in greifbare Nähe gerückt ist. Nun haben die Chapmans im letzten Jahr ein ganz anderes, indes nicht weniger beklemmendes Werk geschaffen, “The Hell”, eine Art Holocaust – und Höllenpanorama im Miniaturformat, als ob es sich bei ihm um ein Spiel für Kinder handele. Von daher ist das Werk wohl auch ein Reflex auf die schon früh stattfindende Brutalisierung unserer Kleinen im Kinderzimmer durch allerlei gameshows und Videospiele. Das Chapman-Theater der Grausamkeit, das keine Spielart eines menschenverachtenden Sadismus auslässt, entfaltet sich in neun Stationen, sprich neun Vitrinen. Zuletzt war es im letzten Jahr in der Londoner Royal Academy of the Arts zu besichtigen. Nun befindet es sich im Besitz der Saatchis, und die Ausleihbedingungen für das spannende Kunstwerk sind anscheinend so ungewöhnlich und exorbitant, dass selbst ein Haus wie das Kunstmuseum Wolfsburg, das nun wahrlich üppig alimentiert ist, sich von einem Deal mit den britischen Sammlern zurückgezogen hat.

Von daher muss die Ausstellung “The Dark” ohne…


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