Anthony Bond
The Boundary Rider/
Der Grenzgänger
Der Grenzgänger ist in die australische Mythologie als einsamer Außenseiter eingegangen. Er war verschroben und sonderbar und mußte ein Praktiker sein, der an ein Leben am Rande angepaßt war und in der Kargheit der australischen Landschaft zurechtkommen konnte. Er brachte sein Leben damit zu, ständig unterwegs zu sein, von einem entlegenen Punkt auf der Landkarte zum anderen. Er hatte die Zäune instand zu halten, die die Kulturflächen gegen die Wildnis abgrenzten, aber er war zugleich ein Bote, der Neuigkeiten brachte. Der Grenzgänger kam viel herum und war oft der einzige, über den einmal im Jahr Nachrichten von der Außenwelt bis zu den abgeschiedenen Siedlungen vordrangen.
Die Berichte wurden bei jedem Erzählen reicher ausgeschmückt und zunehmend verfälscht. Ihr konkreter Nachrichtengehalt war eher spärlich, aber sie drückten eine Synthese gesellschaftlicher Interaktionen und Überzeugungen aus – nicht unbedingt tatsachengetreu, aber wahrhaftig in ihrer poetischen Form.
Um zu überleben, mied der Praktiker fertige Kategorien – vielmehr vermochte er die Nutzungsmöglichkeiten zu erkennen, die ihm seine Gürtelschnalle etwa als Flaschenöffner oder sonstiges Universalwerkzeug bot.
Als Wanderer zwischen den Kulturen pflegte er Toleranz gegenüber dem Anderssein. Er hielt sich mit seinem Urteil zurück und gewann dadurch eine gewisse intellektuelle Freiheit. Jenseits der Schranken der Konventionen liefert uns dieser Außenseiter oder Praktiker möglicherweise ein Vorbild zur Rettung der Menschheit heute, gegen Ende des 20. Jahrhunderts. Der Grenzgänger mag praktischer sein als Joseph Beuys’ Schamane, dessen Reise über das Grab hinaus ihn zum mystischen Heiler macht.
Generell orientiert sich die Ausstellung eher an der Frage “Was kann…