Magdalena Kröner
The Art of Richard Tuttle
Whitney Museum, New York, 10.11.2005 – 12.2 2006
1975 verursachte der 24-jährige Künstler Richard Tuttle einen Skandal. Er ließ die weiten, Beton verschalten Hallen des Whitney-Museum, das dem jungen Künstler eine Einzelausstellung widmete, nahezu leer. Nur ein paar seltsame Artefakte wie ein paar eingefärbte Leinwandstücke waren lose verstreut auf die Wände geheftet, Schnüre lagen scheinbar achtlos auf dem Boden. Wütende Besucher verließen die Ausstellung, weil sie die Kunst nirgends finden konnten.
Richard Tuttle sorgte sofort für Aufsehen mit einem Werk, das sich bis heute genau auf der Grenze zwischen Malerei und Skulptur verortet, so denn diese Grenze überhaupt zu ziehen ist. Das “sowohl – als auch”, von dem im Bezug auf Richard Tuttles Arbeiten unweigerlich die Rede ist, führt direkt in eine Reihe von Fragen, die sich im Bezug auf “The Art of Richard Tuttle” eher stellen lassen als Antworten zu finden. Fragen wir also: was ist das, was Richard Tuttle macht? Malerische Skulpturen? Dreidimensionale Malerei? Oder geht es um nichts von all dem, sondern eher um ein In-die-Welt-holen dieser autonomen Objekte, die immer zunächst sie selbst sind und doch in verblüffender Deutlichkeit auf die Welt um sie herum verweisen? Tuttle selbst hat es 1972 so bezeichnet: “To make something which looks like itself, is therefore, the problem, the solution.”
Nun hat Madeleine Grynszteijn vom San Francisco Museum of Modern Art Richard Tuttle eine große Ausstellung ausgerichtet. Mit 329 Arbeiten ist dies die bislang größte Tuttle-Retrospektive überhaupt, die nach San Francisco und New York über Des Moines,…