Bruno Cora
Texte/Profile
Der Vogel setzt sich auf die Starkstromleitung.
Aus dieser steilen Randposition überblickt er jede Distanz. Station eines Flugs mit unbekannter Route.
Das Stromkabel bringt Licht, Risiko und Energie.
Diese vitale Stütze macht das wundersame Gleichgewicht einer Pause spürbar bewußt. Ganz anders als seine tägliche Ruhe auf immerhin grünen Bäumen, an denen die Erde reich ist. Ganz anders ist es, auf der höchsten Voltspannung zu schweben. Seit menschenerdenklichen Zeiten beobachten jene Augen das Innere des Werks (ein Gemälde von Brueghel) einzig wegen eines Farbunterschieds. In diesem Raum kann man leben und von dieser Höhe kann man das Profil jeder schönen Form erkennen. So wird die Feigheit der Jäger vergessen und das unverzichtbare Bedürfnis zu fliegen befriedigt. Zwei Momente hat der weitsichtige Blick: Sehen, wohin man sieht und den Ort genau Wiederfinden, den man schon verlassen hat.
Dazwischen die Bilder.
Jannis Kounellis
Über die Unbeweglichkeit der Geschichte gleitet eine Träne. Und derjenige, der den Schmerz als Philosophie überwinden wollte, hat als Internationalist und Revolutionär dieses Bild nicht vermeiden können. Der fragilen Anhäufung von Hermes, Aphrodite und anatomischem Capriccio ist ein bleibendes Vergessen nicht fremd. Eintreten in den Traum, der bewohnbar ist wie das Haus, Geburtsort eines großen Dichters gegenüber dem Bahnhof von Klagen fürt. Die Erinnerung an ihn, wie an alle Dichter, die noch geboren werden, ist der Fluß, der im Innern fließt. Ein Dutzend Akzente dieses Künstlers kann ich bezeugen, die aus reinem Zufall vom Boden einer Kaffeetasse aufgetaucht sind. Wenn ich angeben soll, wo ich mich in die Begegnung einführte, an welchem Ort des…