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Ausstellungen: Stuttgart · S. 310 - 311
Ausstellungen: Stuttgart , 1986

Johannes Meinhardt
Texte aus der Prinzhornsammlung

Württembergischer Kunstverein, Stuttgart, 31.7. – 14.9.1986

Aus der Sammlung von Hans Prinzhorn (1886-1933), einem Psychiater und Kunsthistoriker, der die größte und bedeutendste Sammlung von Arbeiten aus psychiatrischen Krankenhäusern zusammengetragen hat (sie umfaßt etwa 5000 Arbeiten aus dem Zeitraum zwischen 1890 und 1920), zeigt der Württembergische Kunstverein Stuttgart eine Auswahl von fast 200 Arbeiten, die ihres Zusammenspiels von und ihres Überganges zwischen Text und Bild wegen ausgewählt wurden. Grundlage der Ausstellung ist ein Buch mit demTitel: “Leb wohl sagt mein Genie Ordugele muß sein”, das 1985 erschienen ist und eine große Auswahl von Texten aus der Prinzhornsammlung entziffert und transkribiert; diese Buch, herausgegeben von Inge Jádi und eingeleitet durch einen Essay von Ferenc Jádi (beide sind Psychiater), fungiert auch als Katalog.

Bedrückend deutlich machen diese Arbeiten, daß überall dort, wo die komplexe Identität des Sinns an eine Grenze gerät, die Zuschreibung von Wahnsinn beginnt; jede Schrift ist potentiell wahnsinnig, kann als wahnsinnig verstanden werden”, in der die verschiedensten Momente, die zur Identität des Sinns zusammentreten müssen, sich zu unterscheiden oder auseinanderzufallen beginnen: sei es die Identität des Subjekts mit sich in der Zeit oder in der Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen Ebenen, sei es die Identität von Bewußtsein und Stimme (und weiter von Stimme und Schrift), also die Identität von Intention und Äußerung in der Schrift, sei es die Identität von Signifikant und Signifikat im Zeichen. Auf unterschiedlichsten Ebenen, an miteinander unverbundenen Stellen können Brüche erscheinen, kann sich das identische Subjekt dem Selbständigwerden des Leibes, der Schrift oder des Buchstabens…


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