Bazon Brock
Text-Bild-Beziehungen
Zur Geschichte der eigenen Beschäftigung mit dem Thema: zur Revision und Weiterentwicklung der eigenen Ansätze.
In einer ungefähren und abstrakten Hinsicht bin ich dem Thema sicherlich auf die gleiche Weise konfrontiert worden wie viele andere auch:
– in der Philosophiegeschichte etwa durch Platons Tiraden gegen die bildenden Künste; durch den mittelalterlichen Universalienstreit; durch Kants Feststellungen über die wechselseitigen Bedingtheiten von Anschauung und Begriff; durch das Carnapsche Bildverbot für die Philosophen; durch Wittgensteins Kampf gegen die Verhexung des Verstandes in den Eigentümlichkeiten sprachlichen Vollzugs von Denken,
– im Feuilletonjournalismus durch die Verbreitung der Behauptung, wir lebten im optischen Zeitalter,
– in der Literaturwissenschaft durch die historischen Debatten unter dem Motto “ut pictura poesis” und andererseits die Annahmen, daß die einzelnen Gattungen völlig selbständig seien,
– in der Kunstgeschichte durch die Probleme der Illustration und die der Erschließung von Textquellen für die Rekonstruktion ursprünglicher Aussagenansprüche in “Bildern” des 13. bis 18. Jahrhunderts,
– in der Ästhetik durch die Diskussion um sinnliche Erkenntnis und anschauliches Denken von Baumgarten bis Arnheim mit unmittelbarer Auswirkung auf Probleme der Didaktik,
– in der Psychologie durch Freuds Deutung von Traumbildern,
– und schließlich in der Kunstpraxis durch die Auseinandersetzungen um das Gesamtkunstwerk, die konkrete Poesie und die scheinbare Zunahme der Fälle, in denen Künstler ihre bildsprachlichen Werke mit wortsprachlichen Aussagen begleiteten. Ich reihe hier diese Bereiche lose aneinander, weil doch daran zu erinnern ist, daß die Text-Bild-Beziehungen immer schon die Aufmerksamkeit vieler Disziplinen fanden.
Ich habe aber die tatsächliche Bedeutung des Problems erst in ganz konkreten Aufgabenstellungen für mich entdecken können: zum einen im…