Terry Haggerty
Terry Haggerty produziert Streifenbilder. Der 1970 in London geborene und derzeit in Berlin lebende Künstler stellt sie sowohl im klassischen Acryl-auf-Leinwand-Format her, führt sie aber auch als wandfüllende Rauminstallationen aus, die in den Charakter der sie umgebenden Architekturen eingreifen. Zuletzt konnte man das in der vom „Club Transmediale“ (CTM) organisierten Satellitenausstellung zum Berliner Transmediale-Festival in Berlin-Mitte sehen: Für die Schau „Esemplasticism“ (2010) fertigte der Künstler zwei große Wandbilder, die dem Raum eine zusätzliche Dynamik bescherten. Die fließenden Linien einer Arbeit erstreckten sich über mehrere Meter: wie eine von einer großen bedruckten Papierrolle laufende und sich in Wellen stauchende Bahn verliefen die Streifen horizontal zum Boden. So richtete sich die Kunst nicht gegen den schlauchförmigen Gang entlang einer Fensterfront, sondern schien bereits bestehende Strukturen aufzunehmen und illusionistisch zu erweitern.
Was passiert mit solchen präparierten Räumen? Die Ergebnisse des künstlerischen Eingriffs sind widersprüchlich. Denn die Wände, auf denen Haggerty seine großflächigen Bilder aufbringt, werden einerseits durch die große optische Signalstärke als Bildträger betont, andererseits durchdringt ihr der optischen Illusion verwandte Charakter das Material und stellt es infrage. Haggertys Bildern ist ein perfektionistischer Grundton eigen, er treibt die Idee des „sauberen“ Bildes zum Äußersten: dorthin, wo der Betrachter die Vorder- und Hintergrundeben nicht mehr auseinanderhalten kann, hin zur reinen und dennoch strukturierten Fläche.
Der Bereich auf den diese Kunst also zielt, ist das Zwischenreich von Architektur, Kunst und optischen Experimenten. Vielleicht geht es auch um einen Virtualitätsbegriff jenseits des Digitalen. Nur so erklärt sich, weshalb sich Haggertys Streifen förmlich in die Räume moderner Architektur…