Territorien einer Ausstellung
Amine Haase zum »Parcours« und »Buch« der Documenta X
In diesem neuen Kontext” schreibt Catherine David im Vorwort des “Kurzführers” zu ihrer dX und meint die “neue globale Unordnung” und damit verbundene Folgen “wirtschaftlicher und sozialer Dysfunktionen”, in diesem Kontext also “vermag Kassel, das im Zentrum des wiedervereinigten Deutschland liegt und ernsthaft von der Rezession betroffen ist, wiederum als ‘exemplarischer’ Ort zu dienen – als Ort, der die vielfältigen Verschiebungen und die politischen und ästhetischen Auseinandersetzungen repräsentiert, die wir in die Strukturen der Veranstaltung hineinzutragen versucht haben, wenn wir sie schon nicht in sie übersetzen konnten.” Wagen wir also einen distanzierten Blick auf das Territorium der Ausstellung, den “exemplarischen Ort”, bevor wir uns dem aktuellen Ereignis der dX nähern. Zum einen geht es um Kassel und den “Parcours”, den die dX-Leiterin durch die Stadt gelegt hat – vom Kulturbahnhof durch die Unterführungen und die Treppenstraße zum Hauptausstellungsgebäude am Friedrichsplatz, dem Fridericianum, und weiter zum Ottoneum, der documenta-Halle bis zur Orangerie an der Karlsaue und zur Fulda. Zum anderen ist “Das Buch zur documenta X” ein Kontinent für sich. So wie der Parcours uns mit der Material-Realität einer mittleren Großstadt konfrontiert, so begegnet uns im Buch eine Gedanken-Collage aus Zeitzeugnissen von 1945 bis heute. Zwei Welten, die nicht immer zusammenzugehören scheinen.
1. Der Parcours
Den Parcours charakterisieren die dX-Organisatoren so: “Damit wird nicht nur ein topographischer, sondern auch historischer Schnitt durch die von barocker Planung, Kriegszerstörung, Wiederaufbau und der neuen globalen Verteilung politischer Kräfte geprägte Stadt gelegt.” Das Gedankennetz der dX ist…