STEFAN MAYER
Temperaturen, Frequenzen, Parasiten
Stefan Mayers künstlerische Arbeit ist in seinem sehr traditionellen Arbeitsfeld angesiedelt. Sie besteht in der Komposition bzw. Strukturierung von Raum und Volumina. Die eigentliche Arbeit vollzieht sich in einem Eingreifen in den physikalischen Zustand, beziehungsweise in der Veränderung der ihn bestimmenden Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel die Bewegung atomarer oder molekularer Teilchen und die daraus resultierende Temperatur, die Präsenz elektromagnetischer Wellen oder die mit Vektoren beschreibbare Orientierung im Erdmagnetfeld. Mayer betätigt sich im wesentlichen in drei Bereichen1:
Temperaturarbeiten
Der im März 1998 in der Galerie Balanstrasse, München, gezeigten Rauminstallation gingen ausführliche Recherchen der klimatischen Bedingungen von Ausstellungsräumen aus verschiedenen Kontinenten voraus. Auf der Basis des Datenmaterials, das dem Künstler von Museen aus Neuseeland, Japan, Brasilien und den USA zur Verfügung gestellt wurde, erzeugte er in dem (nicht betretbaren) Ausstellungsraum in München nacheinander exakt die in den dokumentierten Museen gemessenen Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte. Registriert wurden die verschiedenen Raumzustände mit einem Thermohygrographen und dem Fotoapparat.
Die Abbildungen repräsentieren jede für sich einen klimatischen Zustand. Für einen Zeitraum von jeweils sieben Tagen, der dem Meßzeitraum des Thermohygrographen entspricht, veränderte Mayer Luftfeuchtigkeit und Temperatur mit Hilfe eines Luftbefeuchters und zweier Schwenk-Heizstrahler, so daß sie präzise in dem Bereich lagen, welche ihm die Meßwerte aus den verschiedenen Museen vorgaben. Seine Arbeit besteht in diesem so behandelten – “vielleicht auch komponierten” (St. Mayer) – Raumvolumen, also in seinem künstlichen physikalischen Zustand. Eine körperliche Wahrnehmung der spezifischen Klimata ist vom Künstler nicht vorgesehen, weil sie “vom eigentlichen Sachverhalt ablenken” würde. Das sinnliche Erleben, das sich stets…