Renate Puvogel
TeleGen
»Kunst und Fernsehen«
Kunstmuseum Bonn, 1.10.2015 – 17.1.2016
Längst im Zeitalter des digitalen Fernsehens angelangt blickt das Kunstmuseum Bonn zurück auf 50 Jahre TV-Geschichte. Um 1963/64, ein Jahrzehnt später als in den USA ist das Fernsehen in Europa zum Massenmedium avanciert. Sinnvoll hier anzusetzen, stammen doch die ersten spannenden künstlerischen Reflexionen aus diesen Jahren. Künstler nehmen die sicht- und greifbaren Bestandteile Bildschirm und Apparatur ins Visier und reagieren auf das multipräsente Phänomen TV in sämtlichen Medien. Die so amüsante wie informative Ausstellung spannt den Bogen bis in die Gegenwart, wobei die neueren und zeitgenössischen Beiträge schwerpunktmäßig gegliedert einen Reigen um die Anfänge im großen zentralen Ausstellungsraum bilden.
Diese ersten originären Beiträge haben weder Museales angesetzt noch irgend etwas von ihrer aufregenden Strahlkraft verloren. Die Künstler wollten den Konsumenten der wenigen ihnen vorgesetzten Programme ihre Fernsehversessenheit austreiben und Alternativen anbieten. John Cage trägt seine Komposition „Water Walk“ (1959), die aus Geräuschen von Alltagsgegenständen rund um einen Dampfdruckkochtopf besteht, als humorvoll ernste Performance vor. Der Pionier der Videokunst Nam June Paik seziert das Medium Fernsehen, indem er dessen technische Funktionsweisen veranschaulicht und die Leere der Inhalte aufzeigt. Wolf Vostell wirkt mit der Gesellschaft multimedial agierend direkt in sie hinein, während Tom Wesselmann die Durchschnittsgesellschaft dadurch charakterisiert, dass er das TV-Bild ins gemalte Bild einfügt. Ihm antwortet Lee Friedlander mit seinen stillen Fotos von in menschenleeren Hotelzimmern ‘belebten’ Fernsehapparaten. Das tödliche Attentat auf John F. Kennedy bot als erstes öffentlich verbreitetes Geschehen mehreren Künstlern einen medienwirksamen Stoff zum Experimentieren: Bruce Conners „Report“…