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Ausstellungen: Basel · von Reinhard Ermen · S. 371 - 371
Ausstellungen: Basel , 2002

REINHARD ERMEN
Tazro Niscino: engel

Eine temporäre Kunst-Intervention der ‘Littmann Kulturprojekte’ im öffentlichen Raum
Münster, Basel, 4.9. – 13.10.2002

Das neue Baugerüst, das vor wenigen Wochen am Münster hochgezogen wurde, ist vielen Passanten wahrscheinlich kaum aufgefallen. Hilfskonstruktionen dieser Art sind so etwas wie selbstverständliche Parasiten, besser: natürliche Verbündete der Kathedralen. So auch in Basel. Die Innenrestaurierung wird demnächst bei Gelegenheit der neuen Orgel abgeschlossen werden, die Sanierung des Martinsturmes ist noch im vollen Gange. Es gibt eben kaum ein ehrwürdiges Gotteshaus, dem sich diese Stützen nicht angelegentlich zuneigen; wo das nicht mit schöner Regelmäßigkeit der Fall ist, stimmt etwas nicht! Der schlanke Treppenturm, der sich von der oberen Chorgalerie gut 20 Meter in die Höhe geschraubt hat, gehört zur Zeit dazu. Was auf der weitläufigen Arbeitsplattform geschieht, entzieht sich von unten den Blicken.

Tazro Niscino war hier. Der japanische Künstler (*1960 Nagoya, lebt in Köln) gibt dem Engel auf der Spitze des Chordaches, den man lange nicht wahrnehmen wollte, ein temporäres Zuhause. Denn auf dem Bretter-Plateau, das über den Gerüstturm zu erreichen ist, steht ein Zimmer, eine isolierte Wohnzelle. Der Engel wächst dort im Innern des provisorischen Häuschens aus dem flachen Teetisch, er gehört vorübergehend zum Inventar einer bürgerlichen Wohnstube. Abgesehen von dieser Wetterfahne aus dickem, grünangelaufenen Kupferblech, regiert hier der bürgerliche, um nicht zu sagen, der kleinbürgerliche Wohngeschmack Mitteleuropas. Auf dem künstlichen Parkett stehen einladende Sesselschalen, an der Wand das Bücherregal mit einer literarischen Allerweltszusammenstellung aus dem Möbelgeschäft. Wäre da nicht jenes ungleichzeitige Wesen, man könnte meinen, das sei ein Wohnzimmer von…



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