Michael Stoeber
Tauchfahrten
Zeichnung als Reportage
Kunstverein Hannover, 27.11.2004 – 30.1.2005
Kunsthalle Düsseldorf, 19.2. – 24.4.2005
Diese Ausstellung ist nicht hoch genug zu preisen! Wundersam erhellend und mit gleichsam enzyklopädischem Anspruch haben hier zwei inspirierte Gastkuratoren, der Künstler Alexander Roob und der Theoretiker Clemens Krümmel, für den Kunstverein Hannover und die Kunsthalle Düsseldorf eine überwältigende Schau zum Medium der Zeichnung eingerichtet. Dabei geht es ihnen nicht um die Künstlerzeichnung strictu sensu, sondern um die “Zeichnung als Reportage”, so auch der Untertitel der Ausstellung. Diesen Reportagebegriff interpretieren in ihrem Katalogvorwort Stephan Berg aus Hannover und Ulrike Groos aus Düsseldorf, die ihre Institute für die Schau zur Verfügung gestellt haben, als “eine Dimension des Realen, die im fotografischen Diskurs strukturell unsichtbar bleiben muss”. Das deutet auf zweierlei hin: einmal wird klar, dass auch da, wo die Ausstellung Künstlerzeichnungen zeigt, es nicht um frei flottierende und autonome Gestaltung geht, sondern dass der Wirklichkeitsbezug bei allen Arbeiten eine primäre und wesentliche Rolle spielt. Zum anderen wird klar, dass es Wirklichkeitsbereiche gibt, bei deren Erfassung die idiosynkratische Zeichnung der registrierenden Fotografie überlegen ist, bzw. die Zeichnung etwas sichtbar machen kann, was die Fotografie nicht “herausgibt” (Brecht).
Fazit: es geht in der Ausstellung nicht um “die Zeichnung an sich” (Krümmel), sondern um die re-portierende Zeichnung, die sich Wirklichkeit – so Roob und Krümmel – auf “Tauchfahrten” aneignet. Die Metapher ist gut gewählt, weil sie die Intentionalität des Zugriffs in Anschlag bringt. Das kann, muss aber nicht der Zugriff eines Künstlers sein; ebenso kommen in der Schau…