Johannes Meinhardt
Tatsuo Miyajima: Counter Pieces
Galerie der Stadt Stuttgart, 2.4. – 28.5.2000
Tatsuo Miyajima, 1956 in Tokyo geboren, begann 1987, mit LEDs (Licht emittierende Dioden) zu arbeiten, roten oder grünen Leuchtdioden, die im Dunkeln flackern, wenn sie von 1 bis 9 oder zurück zählen; etwas später setzte er auch Doppel-Dioden ein, die von 1 bis 99 (oder zurück) zählen. Diese Dioden, diese Zähler, nennt er Gadgets (technische Spielereien). Mit Installationen dieser rot oder grün leuchtenden, aber sehr fahlen Dioden, auf denen Zahlenreihen ablaufen, in dunklen Räumen, ist er früh auch in Europa bekannt geworden. Seine Installation auf der ‘Aperto’ der Biennale Venedig 1988 war aufgefallen; 1993 zeigte die Kunsthalle Zürich eine Einzelausstellung und 1999 war er als Vertreter Japans im japanischen Pavillon auf der Biennale Venedig.
Der Zählrhythmus der LEDs ist beliebig steuerbar (und damit auch ihre Ruhe oder Unruhe, ihr Flackern), von kaum wahrnehmbar langsam bis zu einem Rasen der Anzeige, die keine Identifikation der einzelnen Zahlen mehr erlaubt. Im Bereich der einstelligen Zahlen 1 bis 9 entsteht durch das Wegfallen der ersten Stelle eine schwarze Stelle, ein Ausfall oder ein Loch, das seinerseits die Abfolge der Leuchtzahlen im Dunkeln rhythmisiert. Beliebig viele der Gadgets (der Doppeldioden) lassen sich miteinander koppeln, etwa so, dass ein zweites Element zu zählen beginnt, wenn das erste auf seiner letzten (oder einer anderen) Zahl stoppt; die am häufigsten gebrauchte Kopplung ist die innerhalb einer Reihe von zehn Gadgets, also einer 20-stelligen Leuchtzahl. Die Steuerung dieser Verkopplungen und ebenso der Einsätze und Enden der Zählabläufe geschieht…