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Titel: Der gerissene Faden · von Frank Frangenberg · S. 159 - 161
Titel: Der gerissene Faden , 2001

FRANK FRANGENBERG
Tatsuo Miyajima

Zeit ist ein japanisches Thema. In meiner Vorstellung entspricht es in seiner Abstraktheit dem japanischen Streben nach Perfektion. Man lebt – eine Insel – auf wenig Raum, man denkt nach über Zeit: eine elegante Lösung, vom Raummangel abzulenken, da man sich um die andere Dimension schart.

Tatsuo Miyajima zeigt uns Zeit in Zahlen. Sie strahlen, die Zahlen von 1 bis 9. Es sind Leuchtdioden. Die technoid-populäre Erscheinungsweise seiner Objekte und Installationen: vielleicht ist das auch etwas Japanisches. Miyajima verbindet so Populärkultur mit der Idee eines äußerst komplexen Zahlenkosmos. Und Tatsuo Miyajima schafft die erfolgreiche Verbindung, da er durch Buchstäblichkeit fasziniert. Zeit in Zahlen zu zeigen ist so buchstäblich, dass sich Zeit dem Verständnis des Betrachters seiner Zahleninstallationen zu entziehen droht. Damit ist der Eindruck umrissen, den Tatsuo Miyajimas Installationen auf einen haben können. Eine einfache Sache, die sich schnell beschreiben lässt. Das evozierte Gefühl der Erschöpfung lohnt eine längere Beschreibung.

1987 entwickelt Tatsuo Miyajima sein erstes “Gadget”: eine Leuchtdiode, die immer wieder von 1 bis 9 zählt. Seitdem komponiert er Zahlenensemble aus Licht emittierenden Dioden, LEDs. Früher noch auf abgedunkelte Räume angewiesen, können sie im Zuge ihrer technischen Perfektionierung auf Verdunkelung zunehmend verzichten. Der 1957 geborene Künstler arbeitet mit der Verkabelung einzelner Gadgets. Ein simples Grundraster wird gebildet aus vier “Gadgets” – technische Spielereien nennt Miyajima den elementaren Baustein seiner Kunst. Die Leuchtdioden reagieren auf elektrische Impulse: sie bringen die Zahlen zum Glimmen. Auf ihrer dunkelgrünen, technischen Oberfläche – der den meisten mittlerweile vertraute Anblick von Motherboards o.ae. hat…


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von Frank Frangenberg

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