Uta M. Reindl
Tatsuo Miyajima
Time Train – Zeit, Zahl und Kosmos
Kunsthalle Recklinghausen, 5.5.-20.7.2008
Auf Fenstern, Böden und an Decken hat Tatsuo Miyajima im Laufe der letzten zwanzig Jahre seine Displays aus Licht emittierenden Dioden (LED) installiert und damit schuf er ein eigenes Genre zwischen Skulptur und Raum-Malerei. Das erste bedeutende Werk mit den digitalen Leuchtziffern des Japaners gab es 1988 auf der Venedig Biennale zu sehen, das sich Sea of Time nannte. In Venedig blinkten die LEDs in Blau, ansonsten sind Rot und Grün die favorisierten Farben. Die in den jeweiligen Installationen rhythmisch aufflackernden Zahlen wiederholen endlos aufblinkend Zahlenfolgen von 1 bis 9 beziehungsweise von 9 bis 1, wobei die Null als Symbol des Absoluten fehlt. Demzufolge kann es keinen Stillstand geben, was der buddhistischen Vorstellung von dem sich ewig Verändernden, dem im Fluss Seienden entspricht, aber auch der Prozesshaftigkeit der Fluxuskunst. Beidem sieht sich der japanische Künstler verbunden, der im Übrigen in den achtziger Jahren in Japan Performances realisierte. Und als Gegenaktion zu seinen technoiden Zahlen- Installationen pflanzte der 51jährige Künstler an verschiedenen Orten der Welt Abkömmlinge eines Kakibaumes, weil dieser den US Atombombenabwurf auf Nagasaki überlebte.
In seiner ersten Einzelausstellung in Deutschland zeigt Miyajima in Recklinghausen, dass seine Auseinandersetzung mit den digitalen Zahlen über die Ortspezifik hinaus narrativ und historisch wird. Und der Ort, für den Miyajima drei Großinstallationen geschaffen hat, ist zweifellos ein geschichtsträchtiger: der ehemalige Hochbunker direkt dem Hauptbahnhof gegenüber, wo die Kunsthalle von Recklinghausen untergebracht ist.
Miyajimas raumgreifende Installation in Recklinghausen heißt Counter Train und verweist unübersehbar…