Martin Seidel
Tatort Paderborn
»Phänomen Fussgängerzone. Ein Kunstprojekt«
Stadtraum Paderborn, 29.5. – 7.9.2014
Warum hängt keine Wäsche in der Fußgängerzone? Wahrscheinlich, weil da niemand wohnt. Weil es da nur Geschäfte gibt, und ansonsten ein paar leutselige Bronzefiguren und städtisches Mobiliar. Vielleicht aber sollte da jemand wohnen und dann würde da – zum Beispiel – Wäsche hängen. So etwa kann man ein Kunstwerk lesen, das der Münchner Bildhauer Benjamin Bergmann (*1968) am Westerntor, dem bahnhofseitigen Eingang in die Westernstraße der Paderborner Fußgängerzone, aufgestellt hat. Es ist ein wundersames Konstrukt einer Wäschespinne mit wehenden Hemden, Hosen und Laken, das einem städtisch-repräsentativen Brunnen des Paderborner Bildhauers Josef Rikus (1923-1989) aus dem Jahre 1977 aufmontiert ist.
Die von Benjamin Bergmann herbeigeführte Liaison des Öffentlichen und Privaten ist ein künstlerisch bravouröses Statement des Kunstprojektes „Tatort Paderborn – Phänomen Fussgängerzone“. Aus der Krise heraus stellte sich dem Veranstalter, der Ausstellungsgesellschaft Paderborn, vor einiger Zeit die Frage, wie mit der Fußgängerzone, der städtebaulichen Verheißung der Wiederaufbauzeit und der Antithese der autogerechten Stadt, umzugehen sei. So schön sie ausgedacht waren, sind Fußgängerzonen in die Jahre gekommen. Es sind Einkaufsmeilen ohne Verweilqualitäten, Unorte nach Geschäftsschluss, der Einzelhandel hat Probleme, Leerstand und Schmuddel machen sich breit. Man wünscht sich Wohnraum, Arbeitsplätze und den Verkehr in die Innenstädte zurück – und erhofft und verspricht sich Ideen, wenn nicht Lösungsansätze von der Kunst und Künstlern.
„Phänomen Fussgängerzone“ ist das dritte Projekt der 2003 gestarteten Reihe zu Kunst im öffentlichen Raum des Stadtzentrums von Paderborn. Mit Florian Matzner hat die Ausstellungsgesellschaft einen Spezialisten für Kunst im öffentlichen…