Claudia Herstatt
Tatort Kunstverein
Symposium in Lüneburg, 10. und 11. September 1999
Die Landschaft der deutschen Kunstvereine gerät in Bewegung: vier Direktorinnen- beziehungsweise Direktorenposten in den Großstädten Hamburg, Hannover, Düsseldorf und Münster sind Mitte bis Ende des Jahres 2000 neu zu besetzen. Dem Vorstand des Münchner Vereins, der zum ähnlichen Zeitpunkt eine neue künstlerische Leitung bestellen wollte, liegt indes der Wunsch des Direktors auf Verlängerung um zwölf Monate bis zum Ende des Jahres 2001 vor. Hier wie dort scheint ein Generationswechsel anzustehen, der sich in Frankfurt und kleineren Städten wie Aachen, Wolfsburg, Nürnberg und Braunschweig in jüngster Zeit bereits vollzogen hat, das verstärkt unter weiblicher Leitung.
Veränderte künstlerische Produktions- und Denkweisen, die sich in ihrer Komplexität vielfach einer klassischen Vermittlung zu entziehen scheinen, eine entsprechend verschreckte und überalterte Mitgliederschaft, schwindende öffentliche Gelder lassen dabei die Frage aufkommen, ob das Modell Kunstverein noch zeitgemäß ist. “Verein ist out – es lebe der Kunstverein” hieß hoffnungsfroh eine Veranstaltung der AdKV (Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine) am Rande der Kunstmesse art forum berlin am 30. September, ohne dass so recht Euphorie aufkam.
Die unterschiedliche Struktur der einzelnen Vereine, ihre finanziellen Möglichkeiten und Nöte, Mikropolitik als Seitenarm der Kunstströmungen zu betreiben kamen zur Sprache. Bereits drei Wochen vorher (10./11. September) klangen diese und andere Fragen zum Thema Kunstvereine unter dem Motto “Tatort Kunstverein” in Lüneburg in prominenter Besetzung quer durch die Generationen an.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts boten die damals ins Leben gerufenen Kunstvereine erstmals eine öffentliche Bühne, auf der Künstler lange vor der Etablierung von Galerien ihre Werke einem…