Claudia Posca
Tanzen, sehen
»Jeder Lauf will schnell schließen, aber kein Tanz.” (Jean Paul)«
Museum für Gegenwartskunst Siegen, 18.2.2007 – 28.5.2007
Tanz ist Esperanto mit dem ganzen Körper” soll Fred Astaire gesagt haben. Das Siegener Museum für Gegenwartskunst ist d`accord, will aber Genaueres wissen. Nach “Faites vos jeux” im letzten Jahr, jener Schau rund ums Spiel in der Kunst seit Dada ist “Tanzen, Sehen” ein ebenso dichtes Ausstellungsprojekt. Im Blickpunkt: Der Tanz in der Kunst des 20./21. Jahrhunderts. Rund 100 Arbeiten von über 40 Kunstschaffenden lassen ein Panorama knistern, das die Faszination am bewegten Körper im Raum, an seiner Gestik und seinem Ausdruck, der darin steckenden sozialen Praxis sowie seiner Ironisierung in Historie und Gegenwart spiegelt. Fotografie, Film, Video, Installation und Zeichnung sind vertreten.
Sehen und Gesehen-werden – “Tanzen, Sehen” gilt beidem. Über den Kult des Körpers, über Freizeit- und Jugendkultur ist dabei viel zu erfahren, über den Starkult und dessen Demontage auch. Weitere Schwerpunkte setzt die nach Siegen ins Centro Andaluz de Arte Contemporaneo in Sevilla wandernde Schau in ihrem Blick auf den “Tanz als anthropologische Konstante und Verdichtung kultureller Identitäten” sowie auf “Tanzräume: Bühne und Tanzböden – auch im Verhältnis zum Betrachter.” Im Spannungsspektrum von Rebecca Horns inzwischen klassischen Körper-Extensionen “Federkleid” (1972), “Handschuhfinger” (1972) oder “Körperfächer” (1972) und der “Go-Go Dancing Plattform” (1991) von Felix Gonzalez-Torres, darauf täglich ein Tänzer zu einer allein für ihn über Kopfhörer abspielenden Musik vor Museumspublikum tanzt (ein für beide Seiten ungewöhnlicher befremdlicher Auftritt), ist offensichtlich: Der Tanz hat viele Gesichter. Und ganz sicher hat er…