Dora Imhof
Tansfert
Kunst im urbanen Raum, 17.6. – 31.8.2000
Wenn die Kunst dem zu nahe kommt, was man gemeinhin Alltag nennt, kann’s brenzlig werden: schrottreife Autos und Mülleimer stehen dann plötzlich einfach im Weg, qualmende Häuser sind eine Belästigung und Plakate irritieren, wenn sie zuviel Wirklichkeitsgehalt enthalten. Kaum je stellt sich die Frage nach unseren unterschiedlichen Vorstellung von dem, was ein Kunstwerk sein und tun soll so unmittelbar, wie wenn es die geschützte Werkstätte des Ateliers, der Kunsthalle und des Museums verlässt und sich in die Stadt begibt. Ungefiltert ist es den Blicken eines breiten Publikums ausgeliefert und kann zum bevorzugten Punchingball für Politiker, Heimatschützer und so weiter werden.
Bereits 1954 fand in Biel die erste Schweizer Skulpturenausstellung statt, damals richtungsweisend für die Präsentation von Kunst im öffentlichen Raum. Im Sommer wurde die Veranstaltung nun zum zehnten Mal durchgeführt. Skulpturen im klassischen Sinne waren jedoch in dieser Ausstellung über Kunst in der Stadt kaum zu finden: Olivier Mosset’s leerer Sockel, eine Kopie nach Maillols “Hommage à Cezanne” in den Pariser Tuillerien, ist dafür emblematisch.
Mit den Begriffen “Infiltration” oder “Einpflanzung” definierte der Kurator Marc-Olivier Wahler das Vorgehen seiner Ausstellung: Wahler ließ sich von der Vorstellung vom urbanen Künstler leiten, der seine Strategien direkt der Energie, dem Informationsfluss und der Heterogenität der Stadt entlehnt und sich dann – ohne Umweg über das Museum – fast unsichtbar, aber irritierend in die Stadt zurückschmuggeln kann. Keine Monumente also, sondern ein Lavieren zwischen Kunst und Alltag. Die Arbeit mit der vorgegebenen Situation war Bedingung, Ortsbezug nicht unbedingt….