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Titel: Neue Abstraktion · von Hendrik Lakeberg · S. 186 - 189
Titel: Neue Abstraktion , 2010

Tanja Rochelmeyer

Der situationistische Architekt Constant schrieb über die Entwürfe zu seiner utopischen Stadt New Babylon: „Man kann das Innere der miteinander verbundenen Sektoren über ausgedehnte Zeiträume hin durchwandern, sich einlassen auf das große Abenteuer, dass dieses unbegrenzte Labyrinth liefert. (…) Durch ein längeres Verweilen in diesen Häusern wird so etwas wie eine heilsame Gehirnwäsche bewirkt“ Constants New Babylon wurde nie gebaut. Die Stadt ist ein Modell geblieben. Auch Tanja Rochelmeyers Malerei liefert keine konkreten Gebäude-Vorlagen. Rochelmeyer verwendet Fotografien architektonischer Räume, manipuliert sie am Computer und malt sie auf eine Leinwand. Doch obwohl beide Positionen verschiedene Ausgangspunkte haben – Constant konstruiert völlig neue, Rochelmeyer verfremdet bestehende Formen von Architektur – gibt es dennoch eine Gemeinsamkeit: Beide erzeugen eine abstrakte Raumerfahrung. Im Gegensatz zu Constant träumt Rochelmeyer nicht von der Umsetzung ihrer architektonischen Gebilde. Das wäre technisch überhaupt nicht möglich. Und wo Constant auf den Körper abzielte, der in New Babylon ziellos umherschweifen sollte, schweifen bei Rochelmeyer allein die Augen über die Leinwand, auf der Suche nach einem formalen Sinn in den wuchernden geometrischen Formen. Rochelmeyers Darstellung von Architektur bleibt virtuell. Je länger man sich in ihre Bilder vertieft, je weniger halt findet man. Die Perfektion der Farbverläufe und die unwirkliche Klarheit der Flächen täuschen nur auf den ersten Blick darüber hinweg, dass auf diesen formal präzisen und eleganten Bildern ein Zustand fundamentaler Verwirrung gezeigt wird, denn die Geometrie will und will nicht aufgehen. Darin liegt das verstörende aber auch das abenteuerliche dieser Malerei.

Denkt man die inhaltliche Verwandtschaft mit Constant weiter, dann…

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von Hendrik Lakeberg

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