Annelie Pohlen
Tamara Grcic
»still«
Leopold-Hoesch-Museum, Düren, 21.5. – 13.8.2006
Es gibt nicht viele Gründe, nach Düren zu fahren. Die seit 1996 alle zwei Jahre stattfindende Einzelausstellung zur Verleihung des Preises der Günther-Peill-Stiftung zählt neben der PaperArt genannten Triennale der Kunst mit Papier zu den überregional attraktiven Ereignissen im Leopold-Hoesch-Museum. Mit Tamara Grcic, der fünften PreisträgerIn, fällt der Blick auf eine Künstlerin, die sich bei aller Aktualität, auch im inzwischen geläufigen cross-over zwischen den Medien Installation, Video, Fotografie, wie ihre Vorgänger – Schütte, Fischli / Weiss, Trockel und Durham – jenseits gängiger Etiketten bewegt. Was am Werk der 1964 in München geborenen, in Frankfurt lebenden Grcic besticht, ist der Brückenschlag zwischen der unaufgeregten Kargheit alltäglicher Erscheinungen und der barock anmutenden Sinnlichkeit in einer präzisen Inszenierung von ‚Figuren’, deren kontemplative Präsenz sich der Strahlkraft der Farben ebenso verdankt wie der Stille ihres Auftritts.
Ein erster Leitgedanke, dass der Ausstellungstitel “still” dem Film entlehnt ist, lässt sich nicht von der Hand weisen, zeigt die Künstlerin doch eine neue Folge von Fotoarbeiten, deren Einzelbilder wie aus dem Alltagsstrom möglicher Erzählungen gefilterte Standbilder anmuten können.
Anders als frühere Fotoarbeiten zieht “still”, 2006, das Auge in Wirklichkeitsräume, deren Faszination sich nicht einem wie auch immer in sich zusammenhängenden Geschehen als solchem verdankt, sondern einer kompositorischen Regie, derentwegen noch die ebenso beiläufigen wie auseinander liegenden Ereignisse des disparaten Alltags im sanften Glanz von Licht und Farbe der Vereinzelung entzogen und in ein poetisches Zusammenspiel von Anspannung, Verletzung, Verlassenheit, Konzentration und Schönheit überführt scheinen.
Das Auge gleitet über die…